Berlin. Die Türkei drängt einem Bericht zufolge auf eine Strafverfolgung des Komikers Jan Böhmermann. Die Bundesregierung will das „prüfen“.

Die türkische Regierung erwartet wegen der Erdogan-Satire im ZDF die Strafverfolgung des Komikers Jan Böhmermann in Deutschland. Das hat der Botschafter Ankaras nach Informationen des „Tagespiegel“ in einer sogenannten Verbalnote an das Auswärtige Amt deutlich gemacht. Regierungskreise bestätigten das und erklärten, die Bundesregierung werde ihren Inhalt „sorgfältig und so zügig wie möglich prüfen“ und dann entscheiden, wie damit weiter zu verfahren sei. An diesem Montag kommen dazu Mitarbeiter des Bundeskanzleramts, des Außenministeriums und des Justizressorts zusammen.

Bislang sind bereits zahlreiche Strafanzeigen gegen den Moderator Böhmermann bei der Staatsanwaltschaft Mainz eingegangen. Zu einer Strafverfolgung kommt es lediglich in dem Fall, wenn seitens der türkischen Regierung ein Interesse daran besteht.

In seiner ZDFneo-Show „Neo Magazin Royale“ hatte der 35-Jährige den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan unter anderem als „Ziegenficker“ bezeichnet. In der Folge brach eine Diskussion über die Grenzen der Satire los. Kanzlerin Angela Merkel telefonierte mit dem türkischen Ministerpräsidenten und distanzierte sich von dem Gedicht. Zuletzt schaltete sich auch der Springer-Chef Mathias Döpfner in die Debatte ein, der für Partei Böhmermann Partei ergriff.

Radioshow „Sanft & Sorgfältig“ fällt aus

Unterdessen geht Böhmermann selbst weiter auf Tauchstation. Eine Einladung zur ARD-Talkshow „Anne Will“ am Sonntag schlug er aus, wie eine Sprecherin der Moderatorin einen entsprechenden „Bild“-Bericht bestätigte. Das Thema der Sendung um 21.45 Uhr lautet: „Streit um Erdogan-Kritik - Kuscht die Bundesregierung vor der Türkei?“

Auf Radio Eins vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) ließ Böhmermann außerdem seine Satire-Sendung „Sanft & Sorgfältig“ ausfallen. Die Show, die er gemeinsam mit dem Musiker und Moderator Olli Schulz präsentiert, ist normalerweise immer sonntags zu hören. „Sie wissen ja sicher, was gerade rund um Jan Böhmermann los ist. Er hat es deshalb in dieser Woche nicht geschafft, diese schöne Unterhaltungssendung aufzunehmen“, war am Sonntag im Internetauftritt von Radio Eins zu lesen. (les, dpa)