Brüssel. Sechs Festnahmen in Belgien, vier Verdächtige sind wegen Terrorismusvorwürfen in Haft. Darunter ist auch der gesuchte „Mann mit Hut“.

Der als „Mann mit dem Hut“ gesuchte dritte Terrorverdächtige des Brüsseler Flughafens ist gefasst. Es handele sich um den am Vortag verhafteten Mohamed Abrini, teilte die Brüsseler Staatsanwaltschaft am Samstag mit.

Abrini sei mit Ermittlungsergebnissen konfrontiert worden und habe seine Anwesenheit am Tatort zugegeben, hieß es. Auf Fahndungsfotos und -videos vom Flughafen war er stets mit einer hellen Jacke und einem dunklen Hut zu sehen gewesen. Diese Jacke hat Abrini laut Staatsanwaltschaft in einen Mülleimer geworfen, den Hut danach verkauft.

Gegen Abrini wurde bereits ein Haftbefehl erlassen. Dem 31-jährigen Belgier werden Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung in leitender Funktion sowie terroristische Morde vorgeworfen. Auch in die Pariser Terroranschläge war er demnach verwickelt, obwohl seine genaue Rolle unklar ist.

Osama K. als Begleiter des Metroattentäters identifiziert

Der von belgischen Ermittlern ebenfalls festgenommene Terrorverdächtige Osama K. ist als Begleiter des Brüsseler Metroattentäters identifiziert worden. Auch beim Einkauf der Taschen, die die Terroristen bei den Anschlägen nutzen, sei er dabei gewesen, teilte die Staatsanwaltschaft am Samstag mit. Ihm wird die Beteiligung an terroristischen Morden zur Last gelegt. Gegen ihn und drei weitere Männer wurde Haftbefehl erlassen, allen wird die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen.

Welche Rolle spielte Abrini bei den Anschlägen von Paris?

Abrinis genaue Rolle bei den Terroranschlägen in Paris ist bislang unbekannt. Er war zwei Tage vor den Attentaten gemeinsam mit dem inzwischen festgenommenen Salah Abdeslam an einer Tankstelle an der Autobahn nach Paris gefilmt worden. Mit Abdeslam, einem Hauptverdächtigen der Paris-Ermittlungen, soll Abrini auch eine Unterkunft für die Terroristen nahe Paris gemietet haben.

Komplizenschaft an terroristischen Morden werfen die Ermittler dem 25-jährigen Ruander Hervé B.M., der den Fahndern gemeinsam mit Osama K. ins Netz ging. Die gleichen Vorwürfe werden gegen den 27 Jahre alten Bilal E.M. erhoben. Er wird als Helfer von Mohamed Abrini und Osama K. eingestuft. Nach Berichten des Senders VRT und der Zeitung „De Standard“ soll es sich um einen Mann handeln, der vergangenes Jahr wegen Mitgliedschaft in der Islamisten-Organisation „Sharia4Belgium“ zu fünf Jahren Haft verurteilt worden war. Er sei damals aber vorzeitig freigekommen.

Zwei Personen, die gemeinsam mit Abrini festgenommen wurden, wurden nach eingehendem Verhör entlassen, so die Staatsanwaltschaft.

Polizeieinsatz in Brüssel-Etterbeek

Die Staatsanwaltschaft bestätigte auch, dass eine mögliche Bleibe Abrinis durchsucht wurde sowie die Wohnungen der beiden Terrorverdächtigen Hervé B.M. und Bilal E.M. Die Durchsuchung eines mutmaßlichen Terroristenverstecks in der Brüsseler Gemeinde Etterbeek am Samstagmorgen verlief hingegen ergebnislos.

Bei keiner der Razzien seien Waffen oder Sprengstoff gefunden worden.Wie Augenzeugen dem Sender RTBF sagten, waren rund 50 Beamte im Einsatz. Zwischenzeitlich seien auch Scharfschützen und Bombenexperten der Armee vor Ort gewesen, berichtete die Agentur Belga ebenfalls unter Berufung auf Augenzeugen.

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Osama K. soll in Deutschland gewesen sein

Die Spur des nun als Helfer der Brüssel-Attentäter identifizierten Osama K. führt auch nach Deutschland. Er soll derjenige sein, der sich im vergangenen Jahr in Ulm aufgehalten haben soll. Dort wurde er nach den bisherigen Ermittlungen am 3. Oktober vom mutmaßlichen Paris-Terrorist Abdeslam abgeholt und nach Belgien gebracht. Was er in Deutschland gemacht hat, ist bisher nicht bekannt.

Bei den Anschlägen am Brüsseler Flughafen und in einem U-Bahn-Wagen hatten die Terroristen am 22. März 32 Menschen getötet. Die Terrorserie von Paris am 13. November vergangenen Jahres kostete 130 Opfer das Leben, zudem starben am Tag der Anschläge und bei einer späteren Polizeiaktion insgesamt neun Attentäter. Die Urheber der Bluttaten standen nach Erkenntnissen der Ermittler in Verbindung. In beiden Fällen bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat zu den Anschlägen, die in Syrien, im Irak und in Libyen große Gebiete beherrscht. (dpa)