Berlin. Ein neuer Fall von „Mausgerutscht“. Diesmal lieferte die FDP eine zunächst kuriose Erklärung für eine Panne auf ihrem Twitter-Kanal.

Ein Tweet von der FDP löst Empörung aus – und war offenbar nur die private Meinung des Mitarbeiters einer Agentur, die für die Partei arbeitet. Das warf die nächsten Fragen auf: Was lagern Parteien an Dienstleister aus?

Auslöser des Ärgers um und für die FDP war eine Antwort an Dorothee Bär, „Twitterkönigin“ der CSU, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium. Als sie sich euphorisch zeigte über eine Mail des österreichischen Außenministers Sebastian Kurz, gefiel das nicht jedem. Kurz ist ein bekannter Kritiker der deutschen Flüchtlingspolitik. Von dem Twitter-Account der FDP bekam Bär dann eine Antwort, bei der einige ihren Augen nicht trauten.

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Menschen in Güterwaggons – das kann ohne viel Fantasie als Anspielung auf den Holocaust verstanden werden. Österreichs Außenminister wird damit in Nazi-Nähe gerückt.

Neue Diskussionen um Erklärung

Der Tweet wurde schnell gelöscht, die FDP schickte in die aufziehende Empörung eine Entschuldigung und Erklärung.

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Doch das machte es zunächst nur wenig besser. Jetzt gab es Unverständnis und Spötteleien, dass die FDP mit 87.000 Followern ihr Twittern an einen Dienstleister ausgelagert habe. FDP-Pressesprecher Nils Droste nannte den Vorwurf „Quatsch. Der Dienstleister hat Zugriff nur zur Auswertung. Es twittert das Thomas-Dehler-Haus“, erläuterte er auf Twitter. Und antwortete kürzestmöglich auf die Frage, was noch zur Aufgabe des Dienstleisters gehöre: „Beratung“. Unserer Redaktion sagte er, der Fall werde noch aufbereitet. „Fehler passieren, aber das war ein sehr ärgerlicher Fehler, und wir sind geschädigt.“ Der Dienstleister arbeite aber bisher sehr professionell. Die FDP schickte auch einen zweiten Tweet hinterher:

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Nach den Erklärungen aus der FDP-Parteizentrale hat jemand den Tweet im Namen der FDP abgeschickt, obwohl er ihn als persönliche Stellungnahme verschicken wollte. Die Erklärung ist nicht abwegig. Und Zugang zum Account bekommen externe Dienstleister durchaus auch für Auswertungen. Der Politikberater und Social-Media-Experte Martin Fuchs erklärte unserer Redaktion: „Externe Dienstleister etwa für Monitorings oder für die grafische Aufbereitung von Informationen für soziale Netzwerke sind Standard in allen deutschen Parteien.“ Solche Aktivitäten könnten sehr gut an Dienstleister für ein überschaubares Budget ausgelagert werden. „Eigene Tools für diese Aktivitäten wären viel zu teuer, und ich finde sie auch nicht notwendig.“

Immer wieder Tweets unter falschem Account

Allerdings sollte es nicht passieren, dass dann dort ein Mitarbeiter Accounts verwechselt und an die Zigtausend Follower des Kunden aus der Politik versehentlich einen Tweet abschickt. Durch Programme wie Tweetdeck, mit denen mehrere Accounts zugleich betreut werden können, kommt es aber immer wieder zu solchen Pannen. So waren vom Account der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz Tweets weitergeleitet worden, die offen Wahlwerbung für die regierende SPD waren. Die Aufregung ebbte schnell ab.

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In Erklärungsnot war im Januar das sächsische Sozialministerium nach einem Tweet vom offiziellen Account.

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Der Zugriff sei von einem Privatgerät einer Mitarbeiterin erfolgt, hieß es später vom Ministerium. Dabei blieb offen, ob es sich um ein Versehen handelte. Das Ministerium kündigte Strafanzeige und eine personalrechtliche Untersuchung an.

AfD-Politikerin bekam Spott für „Mausrutscher“

Die AfD-Politikerin Beatrix von Storch hatte sich nach Empörung für eine Äußerung auf Facebook auch noch Spott für ihre Erklärung abgeholt. Sie hatte zunächst mit „Ja“ auf die Facebook-Frage eines Nutzers geantwortet, ob man an der Grenze auch auf Frauen und Kinder schießen wolle. Tags darauf ruderte sie inhaltlich zurück und erklärte, es habe sich auch um einen „technischen Fehler“ gehandelt, sie sei schlichtweg auf ihrer „Maus ausgerutscht.“ Seither ist „Mausrutschen“ zum geflügelten Wort für Social-Media-Pannen geworden.

Die FDP hatte mit ihren Twitteraktivitäten schon einmal viel Wirbel ausgelöst: Im Februar 2013 war die Zahl ihrer Follower innerhalb weniger Tage von etwa 6400 um rund 30.000 gestiegen. Es waren gekaufte Follower. Die FDP erklärte, selbst Opfer geworden zu sein und bat Twitter, die neuen Follower zu entfernen.