Bonn. Bundespräsident Gauck hatte einen Staatsakt für Genscher angeordnet. Der soll im alten Plenarsaal des Bonner Bundestags stattfinden.

Der verstorbene frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher wird am 17. April in Bonn mit einem Staatsakt geehrt. Wie das Bundesinnenministerium am Dienstag mitteilte, findet die Trauerveranstaltung im ehemaligen Plenarsaal des Bundestags statt, dem heutigen World Conference Centre (WCC). Der langjährige FDP-Vorsitzende war am 31. März im Alter von 89 Jahren gestorben.

In Bildern - das Leben von Hans-Dietrich Genscher

Der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher ist tot. Wie sein Büro mitteilte, starb der FDP-Politiker in der Nacht zum Freitag im Alter von 89 Jahren in seinem Haus in Bonn.
Der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher ist tot. Wie sein Büro mitteilte, starb der FDP-Politiker in der Nacht zum Freitag im Alter von 89 Jahren in seinem Haus in Bonn. © imago stock&people | Sepp Spiegl
Genscher wird am 21. März 1927 in Halle (Saale) im Stadtteil Reideburg geboren. Nach Kriegsdienst und Ergänzungsabitur nimmt Genscher 1949 sein Jura-Studium auf. 1952 tritt er in die FDP ein.
Genscher wird am 21. März 1927 in Halle (Saale) im Stadtteil Reideburg geboren. Nach Kriegsdienst und Ergänzungsabitur nimmt Genscher 1949 sein Jura-Studium auf. 1952 tritt er in die FDP ein. © REUTERS | RALPH ORLOWSKI
Nach der Bundestagswahl ist Genscher maßgeblich an der Bildung einer sozialliberalen Koalition beteiligt und wird im Oktober 1969 als Innenminister in das Kabinett von Willy Brandt (SPD) berufen. Das Foto zeigt Genscher gemeinsam mit Münchens Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel (SPD).
Nach der Bundestagswahl ist Genscher maßgeblich an der Bildung einer sozialliberalen Koalition beteiligt und wird im Oktober 1969 als Innenminister in das Kabinett von Willy Brandt (SPD) berufen. Das Foto zeigt Genscher gemeinsam mit Münchens Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel (SPD). © imago | WEREK
Bei der Geiselnahme elf jüdischer Sportler während der Olympischen Spiele 1972 in München bietet sich Genscher als Austauschgeisel an. Dieses „Angebot“ wird aber von den acht Mitgliedern der palästinensischen Terrororganisation „Schwarzer September“ abgelehnt. Den tödlichen Ausgang des Dramas sieht Genscher als persönliche Niederlage und bietet seine Rücktritt an. Rechts im Bild ist einer der Terroristen zu sehen, gemeinsam mit Genscher (3.v.l.), dem bayerischen Innenminister Bruno Merck (2.v.r) und dem Münchner Polizeipräsidenten Manfred Schreiber (2.v.l).
Bei der Geiselnahme elf jüdischer Sportler während der Olympischen Spiele 1972 in München bietet sich Genscher als Austauschgeisel an. Dieses „Angebot“ wird aber von den acht Mitgliedern der palästinensischen Terrororganisation „Schwarzer September“ abgelehnt. Den tödlichen Ausgang des Dramas sieht Genscher als persönliche Niederlage und bietet seine Rücktritt an. Rechts im Bild ist einer der Terroristen zu sehen, gemeinsam mit Genscher (3.v.l.), dem bayerischen Innenminister Bruno Merck (2.v.r) und dem Münchner Polizeipräsidenten Manfred Schreiber (2.v.l). © dpa | DB
Am 17. Mai 1974 wird Genscher im Bonner Bundestag von Bundestagspräsidentin Annemarie Renger zum Bundesaußenminister vereidigt. Nach dem Rücktritt Willy Brandts übernimmt er den Posten des Außenministers und Vizekanzlers unter Helmut Schmidt (SPD). Genscher löst zudem Walter Scheel als Vorsitzenden der FDP ab.
Am 17. Mai 1974 wird Genscher im Bonner Bundestag von Bundestagspräsidentin Annemarie Renger zum Bundesaußenminister vereidigt. Nach dem Rücktritt Willy Brandts übernimmt er den Posten des Außenministers und Vizekanzlers unter Helmut Schmidt (SPD). Genscher löst zudem Walter Scheel als Vorsitzenden der FDP ab. © dpa | Martin Athenstädt
Stationen aus dem Leben eines Staatsmanns: Vor Beginn der Sitzung im Bonner Bundeskanzleramt am 13. Dezember 1976 unterhalten sich Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD, l.), Genscher (FDP) und der SPD-Vorsitzende Willy Brandt (r.).
Stationen aus dem Leben eines Staatsmanns: Vor Beginn der Sitzung im Bonner Bundeskanzleramt am 13. Dezember 1976 unterhalten sich Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD, l.), Genscher (FDP) und der SPD-Vorsitzende Willy Brandt (r.). © dpa | dpa
Genscher (li.), hier im Bild mit Bundeskanzler Helmut Kohl, dessen Frau Hannelore Kohl und Bundespräsident Richard von Weizsäcker (re.), war von 1974 bis 1992 Bundesaußenminister und Vizekanzler. In seine Amtszeit fielen der Fall der Mauer, die Zwei-plus-vier-Gespräche, ...
Genscher (li.), hier im Bild mit Bundeskanzler Helmut Kohl, dessen Frau Hannelore Kohl und Bundespräsident Richard von Weizsäcker (re.), war von 1974 bis 1992 Bundesaußenminister und Vizekanzler. In seine Amtszeit fielen der Fall der Mauer, die Zwei-plus-vier-Gespräche, ... © REUTERS | STAFF
... der deutsch-polnische Grenzvertrag sowie der deutsch-sowjetische Kooperationsvertrag. Mit im Bild hier: Genschers früherer tschechoslowakischer Amtskollege Jiri Dienstbier an einem Denkmal aus Stacheldraht, das an der ehemaligen deutsch-tschechoslowakischen Grenze steht.
... der deutsch-polnische Grenzvertrag sowie der deutsch-sowjetische Kooperationsvertrag. Mit im Bild hier: Genschers früherer tschechoslowakischer Amtskollege Jiri Dienstbier an einem Denkmal aus Stacheldraht, das an der ehemaligen deutsch-tschechoslowakischen Grenze steht. © dpa | Stefan Kiefer
Nach der Wahl von Helmut Kohl (CDU) zum Bundeskanzler am 1. Oktober 1982  behält Genscher seine bisherigen Ämter. Zu seinen Zielen zählen die Weiterführung der Entspannungspolitik und des Ost-West-Dialogs mit der sich wandelnden UdSSR sowie das Zusammenwachsen Europas.
Nach der Wahl von Helmut Kohl (CDU) zum Bundeskanzler am 1. Oktober 1982 behält Genscher seine bisherigen Ämter. Zu seinen Zielen zählen die Weiterführung der Entspannungspolitik und des Ost-West-Dialogs mit der sich wandelnden UdSSR sowie das Zusammenwachsen Europas. © imago | Sven Simon
Im Jahr 1985 gibt Genscher wegen der Kritik an seinem Führungsstil sein Amt als FDP-Parteivorsitzender an Bundeswirtschaftsminister Martin Bangemann (li.) ab.
Im Jahr 1985 gibt Genscher wegen der Kritik an seinem Führungsstil sein Amt als FDP-Parteivorsitzender an Bundeswirtschaftsminister Martin Bangemann (li.) ab. © imago | bonn-sequenz
Weggefährten: Genscher mit dem damaligen US-Außenminister Henry Kissinger (re.) im Gästehaus des Auswärtigen Amtes 1985 und ...
Weggefährten: Genscher mit dem damaligen US-Außenminister Henry Kissinger (re.) im Gästehaus des Auswärtigen Amtes 1985 und ... © dpa | Heinrich Sanden
... 18 Jahre später: Genscher und Kissinger treffen bei einem Empfang zum 90. Geburtstag des Amerikaners in Berlin wieder zusammen.
... 18 Jahre später: Genscher und Kissinger treffen bei einem Empfang zum 90. Geburtstag des Amerikaners in Berlin wieder zusammen. © REUTERS | POOL
Genscher ist vielen Deutschen im Gedächtnis geblieben, als er 1989 in der Botschaft in Prag den DDR-Flüchtlingen die Nachricht von der Möglichkeit der Ausreise überbrachte. Auf dem Foto steht Genscher (unter dem Fensterkreuz rechts) mit anderen Politikern auf dem Balkon der bundesdeutschen Botschaft in Prag.
Genscher ist vielen Deutschen im Gedächtnis geblieben, als er 1989 in der Botschaft in Prag den DDR-Flüchtlingen die Nachricht von der Möglichkeit der Ausreise überbrachte. Auf dem Foto steht Genscher (unter dem Fensterkreuz rechts) mit anderen Politikern auf dem Balkon der bundesdeutschen Botschaft in Prag. © dpa | Reinhard Kemmether
„Wir sind gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Nacht ihre Ausreise ...“ Das Satzende geht im Jubel Tausender DDR-Flüchtlinge auf dem Botschaftsgelände unter. Später sieht Genscher diesen Moment als Höhepunkt seiner politischen Tätigkeit. 25 Jahre nach dem Tag, der Deutschland veränderte: Genscher posierte zum Jahrestag 2014 auf dem Balkon der deutschen Botschaft in Prag.
„Wir sind gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Nacht ihre Ausreise ...“ Das Satzende geht im Jubel Tausender DDR-Flüchtlinge auf dem Botschaftsgelände unter. Später sieht Genscher diesen Moment als Höhepunkt seiner politischen Tätigkeit. 25 Jahre nach dem Tag, der Deutschland veränderte: Genscher posierte zum Jahrestag 2014 auf dem Balkon der deutschen Botschaft in Prag. © REUTERS | DAVID W CERNY
Am 9. November 1990 ist es soweit: Anstoßen auf Historisches – die Unterzeichnung des deutsch-sowjetischen Vertrags über „Gute Nachbarschaft, Partnerschaft und Zusammenarbeit“. V.l.n.r.: der ehemalige deutsche Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung Norbert Blüm (CDU), der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), der ehemalige Außenminister Hans Dietrich Genscher, der damalige UdSSR-Präsident Michail Gorbatschow und frühere sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse.
Am 9. November 1990 ist es soweit: Anstoßen auf Historisches – die Unterzeichnung des deutsch-sowjetischen Vertrags über „Gute Nachbarschaft, Partnerschaft und Zusammenarbeit“. V.l.n.r.: der ehemalige deutsche Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung Norbert Blüm (CDU), der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), der ehemalige Außenminister Hans Dietrich Genscher, der damalige UdSSR-Präsident Michail Gorbatschow und frühere sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse. © imago stock&people | Sepp Spiegl
Im Jahr 1992 tritt der Vizekanzler und dienstälteste Außenminister auf eigenen Wunsch von seinen Ämtern zurück, wird zum Ehrenvorsitzenden der FDP ernannt, ...
Im Jahr 1992 tritt der Vizekanzler und dienstälteste Außenminister auf eigenen Wunsch von seinen Ämtern zurück, wird zum Ehrenvorsitzenden der FDP ernannt, ... © imago stock&people | Christian Schroeter
... und scheidet nach 33 Jahren aus dem Bundestag aus.
... und scheidet nach 33 Jahren aus dem Bundestag aus. © imago stock&people | Steffen Kugler
Genscher war eine Frohnatur und für Spaß zu haben: Sichtlich amüsiert setzte sich Genscher diese Maske mit übergroßen Ohren auf – und gab den „Genschman“.
Genscher war eine Frohnatur und für Spaß zu haben: Sichtlich amüsiert setzte sich Genscher diese Maske mit übergroßen Ohren auf – und gab den „Genschman“. © dpa | Roland Holschneider
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reagiert mit folgenden Worten (Auszüge) auf den Tod Genschers : „Mit ihm verliert Deutschland einen weltweit geachteten Staatsmann und ich persönlich einen hochgeschätzten Ratgeber. (...) ... unermüdlich knüpfte er rund um den Globus Verbindungen und erwarb für unser Land Vertrauen. (...) Hans-Dietrich Genschers Lebenswerk galt zwei Zielen: dem europäischen Entspannungsprozess und der deutschen Wiedervereinigung. (...) Ich verneige mich in Hochachtung vor der Lebensleistung dieses großen liberalen Patrioten und Europäers und bleibe persönlich für all die Gespräche und Begegnungen dankbar, bei denen ich bis in die letzten Jahre von seiner Welterfahrung und Lebensweisheit schöpfen durfte.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reagiert mit folgenden Worten (Auszüge) auf den Tod Genschers : „Mit ihm verliert Deutschland einen weltweit geachteten Staatsmann und ich persönlich einen hochgeschätzten Ratgeber. (...) ... unermüdlich knüpfte er rund um den Globus Verbindungen und erwarb für unser Land Vertrauen. (...) Hans-Dietrich Genschers Lebenswerk galt zwei Zielen: dem europäischen Entspannungsprozess und der deutschen Wiedervereinigung. (...) Ich verneige mich in Hochachtung vor der Lebensleistung dieses großen liberalen Patrioten und Europäers und bleibe persönlich für all die Gespräche und Begegnungen dankbar, bei denen ich bis in die letzten Jahre von seiner Welterfahrung und Lebensweisheit schöpfen durfte.“ © dpa | Martin Gerten
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Genscher war Außenminister sowie Vizekanzler von 1974 bis 1992 und hatte in Bonn, wo er bis zuletzt wohnte, seine politische Karriere verbracht. Bis heute in bleibender Erinnerung ist Genschers Auftritt auf dem Balkon der Prager Botschaft 1989, als er den 4000 dort ausharrenden DDR-Bürger mitteilte, dass ihre „Ausreise möglich geworden ist.“

Der Staatsakt war am Montag von Bundespräsident Joachim Gauck offiziell angeordnet worden. Damit sollen Genschers herausragende Verdienste um die Bundesrepublik gewürdigt werden. (bk/dpa)