Reykjavik. Islands Regierungschef Gunnlaugsson soll sein Geld in Offshore-Firmen versteckt haben. Tausende protestierten am Montag gegen ihn.

Der isländische Ministerpräsident Sigmundur Gunnlaugsson gerät wegen der Enthüllungen der „Panama Papers“ immer stärker unter Druck. Am Montagabend protestierten in der isländischen Hauptstadt Reykjavik rund 8000 Menschen gegen den Regierungschef. Die Opposition stellte einen Misstrauensantrag und forderte die Absetzung Gunnlaugssons.

Zuvor war der Name des liberalen Ministerpräsidenten in Verbindung mit den Unterlagen aufgetaucht, über die unter anderem die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet hatte. Aus den „Panama Papers“ soll hervorgehen, dass etliche Prominente ihr Geld in Offshore-Firmen versteckt haben.

Islands Premierminister Sigmundur Gunnlaugsson.
Islands Premierminister Sigmundur Gunnlaugsson. © REUTERS | SCANPIX

Gunnlaugsson soll demnach im Herbst 2007 gemeinsam mit seiner späteren Frau Anteilseigner einer Firma namens Wintris Inc. auf den Britischen Jungferninseln geworden sein. Dorthin sollen Millionen Dollar geflossen sein, die Gunnlaugssons Partnerin von ihrem Vater geerbt hatte. Als er 2009 Parlamentsabgeordneter in Island wurde, hatte Gunnlaugsson die Firmenanteile nicht erwähnt. Ende des selben Jahres soll er seine 50 Prozent Anteile an der Firma für einen Dollar an seine Partnerin verkauft haben.

Premier entschuldigte sich für Interview

Auf das Thema angesprochen, verließ der liberale Politiker eine am Sonntagabend im isländischen Fernsehen ausgestrahlte Sendung, die bereits am 11. März aufgenommen wurde. Am Montag entschuldigte er sich im Fernsehen dafür, sich bei dem Interview „furchtbar“ verhalten zu haben. „Natürlich wünschte ich, meiner Frau würde diese ausländische Firma nicht gehören“, sagte er.

Die frühere isländische Ministerpräsidentin Johanna Sigurdardottir erklärte, Gunnlaugsson sei es seinem Volk schuldig, sofort zurückzutreten. Eine Online-Petition für den Abgang des Regierungschefs in dem Land mit rund 330.000 Einwohnern sammelte Zehntausende Unterschriften. Die Justiz ermittelt bislang nicht gegen Gunnlaugsson. Wann über den Misstrauensantrag der Opposition entschieden werden sollte, war zunächst nicht klar.

Gunnlaugsson seit 2013 Regierungschef

Die globale Finanzkrise hatte das kleine Land ab 2008 hart getroffen. Die drei größten Banken waren zusammengebrochen. Auf die Sozialdemokratin Sigurdardottir war Gunnlaugsson 2013 als Chef einer Mitte-Rechts-Regierung gefolgt und hatte Einigungen zwischen den kollabierten Banken und ihren Gläubigern erreicht. Laut „SZ“ steht die Briefkastenfirma Wintris, die Gunnlaugssons Frau gehören soll, selbst auf der Gläubigerliste der Banken. (bk/dpa)