Washington. Nach den Attentaten von Paris und Brüssel war der Terrorismus auch beim Gipfel für nukleare Sicherheit in den USA das zentrale Thema.

Es ist die Horror-Vorstellung der 50 Regierungschefs, die am Freitag ins Convention Center von Washington gekommen waren: Islamistische Selbstmordattentäter, die in den Metropolen der westlichen Welt mit radioaktivem Material versetzte Sprengsätze zünden und im Umkreis von Kilometern Tod und Verseuchung auslösen. Auf dem Gipfel für nukleare Sicherheit in Washington, der am Freitag mit einer Erklärung von Gastgeber Barack Obama zu Ende ging, stand das Risiko eines Angriffs mit einer „schmutzigen Bombe“ beinahe gleichberechtigt mit den Dauerthemen Nordkorea, Iran und Atomwaffen generell auf der Tagesordnung.

Ausgelöst durch die jüngsten Attentate in Paris und Brüssel hat die internationale Staatengemeinschaft die Gefahr in den Mittelpunkt gerückt, dass herkömmlicher Sprengstoff kombiniert mit angereichertem radioaktivem Material in den Händen von Terroristen die Bedrohungslage um ein Vielfaches erhöht. Nicht mehr nur theoretisch. Berichte darüber, dass die Attentäter von Brüssel einen führenden Mitarbeiter eines belgischen Forschungszentrums ausgespäht haben sollen, in dem unter anderem hoch angereichertes Uran hergestellt wird, hat die Sicherheits-Community in Aufregung versetzt: „Wir wissen, dass Terroristen über die Entschlossenheit und das technische Können verfügen, Rohmaterial in eine nukleare Vorrichtung zu verwandeln, falls sie es in die Hände bekommen“, sagte Obama.

IS auf dem Weg in den „Atom-Terrorismus“?

Chefberater Ben Rhodes und schlussfolgert: „Nuklearer Terrorismus ist eine der größten Bedrohungen unserer gemeinsamen Sicherheit.“ Um das Risiko zu verringern, setzt die US-Regierung unter anderem auf bessere Erfassung und schnellere Reduzierung vorhandener Bestände. Ein Vorstoß, den die internationale Atomenergiebehörde IAEA in Wien unterstützt. Nach deren Angaben gibt es weltweit etwa 100 Fälle im Jahr, in denen radioaktives Material illegal den Besitzer wechselt. Die Tatsache, dass die Brüssel-Attentäter Ibrahim und Khalil El Bakraoui den Leiter des belgischen Forschungs- und Entwicklungsprogramms für Atomenergie ausspionierten, ist nach Einschätzung von Experten amerikanischer Geheimdienste ein Beleg dafür, das Netzwerke wie der „Islamische Staat“ auf dem Weg in den „Atom-Terrorismus“ sind.