Berlin. Ernährungsminister Christian Schmidt fordert die Abschaffung des Mindesthaltbarkeitsdatums. Die Grünen kritisieren das Vorhaben jedoch.

Die Grünen haben den Vorstoß von Ernährungsminister Christian Schmidt (CSU) zur Abschaffung des Haltbarkeitsdatums für Lebensmittel scharf kritisiert. Der Vorschlag sei „Augenwischerei“ und gehe am Kern des Problems vorbei, sagte die Sprecherin für Verbraucherschutz der grünen Bundestagsfraktion, Nicole Maisch, unserer Redaktion. „Der Löwenanteil des Lebensmittelabfalls sind Produkte wie Brot, Obst und Gemüse, die kein Mindesthaltbarkeitsdatum haben.“

Die meisten Produkte seien erheblich länger verwendbar als auf den Verpackungen stehe, hatte Schmidt zuvor unserer Redaktion gesagt. „Wir werfen massenweise gute Lebensmittel weg, weil die Hersteller zu große Sicherheitspuffer eingebaut haben.“ Um der Verschwendung von Nahrungsmitteln zu begegnen, müsse das Mindesthaltbarkeitsdatum zu einer qualifizierten Verbraucherinformation weiterentwickelt werden. „Auf die Verpackungen von Milch oder Schinken soll ein echtes Verfallsdatum gedruckt werden, nach dem diese Produkte tatsächlich nicht mehr genießbar wären.“ In Verpackungen wie Joghurtbechern könne man zum Beispiel elektronische Chips einbauen. „Sie ermitteln, wie sich das Produkt von Tag zu Tag verändert. Eine Farbskala von Grün bis Rot zeigt an, wie es um die Verzehrbarkeit steht. Jeder kann dann selbst entscheiden, bis zu welchem Grad er das Nahrungsmittel noch verwenden will“ sagte Schmidt. „Mein Haus fördert ein umfangreiches Forschungsprojekt mit zehn Millionen Euro, in dem es auch um intelligente Verpackung geht. Ergebnisse erwarten wir in etwa drei Jahren“, fügte er hinzu.

Grüne: Regionale Lebensmittelproduktion fördern

Brüssel will die EU-Staaten dazu verpflichten, die Zahl der Lebensmittelabfälle bis 2025 um 30 Prozent zu verringern.

Maisch forderte stattdessen, schädliche Subventionen abzuschaffen, die „auf Überproduktion und Masse statt Klasse setzen“. Die Grünen-Politikerin: „Wir brauchen eine stärkere Förderung der regionalen Lebensmittelproduktion und -vermarktung.“ Kürzere Transportwege und Lagerzeiten sorgten auch für weniger Abfall. (gau)