Den Haag. 2008 war er nach Jahren der Flucht festgenommen worden, nun bekommt der frühere bosnische Serbenführer Karadzic sein Urteil: schuldig.

Der frühere bosnische Serbenführer Radovan Karadzic hat sich nach Auffassung des UN-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag bei der Belagerung Sarajewos der Kriegsverbrechen schuldig gemacht. Zudem habe er Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Teilen Bosniens begangen, urteilten die UN-Richter am Donnerstag. Das Strafmaß für den Völkermord in der Stadt Srebrenica wurde auf 40 Jahre Haft festgelegt.

Dem heute 70-Jährigen wurde die jahrelange Belagerung der bosnischen Hauptstadt Sarajewo und eine Kampagne zur Vertreibung bosnischer Muslime und Kroaten aus den Städten des Landes zur Last gelegt. Der Prozess gegen ihn, in dem er sich selbst verteidigt hatte und seine Unschuld beweisen wollte, dauerte sechs Jahre lang.

Am Rande der Verhandlung demonstrierten Angehörige von Opfern.
Am Rande der Verhandlung demonstrierten Angehörige von Opfern. © dpa | Koen Van Weel

Karadzic wollte nach Darstellung der Anklage ein ethnisch reines Groß-Serbien erreichen. Gemeinsam mit dem damaligen jugoslawischen Staatspräsidenten Slobodan Milosevic und Ex-General Ratko Mladic wollte er demnach bosnische Muslime und Kroaten dauerhaft vertreiben. Milosevic war während seines Prozesses 2006 in der Zelle an einem Herzinfarkt gestorben. Der Prozess gegen Ex-General Mladic soll in diesem Jahr zu Ende gehen. Auch ihm droht wegen des Völkermords von Srebrenica eine lebenslange Haftstrafe.

Vor dem Urteil hatten Opfer des Bosnien-Krieges Gerechtigkeit gefordert. „Wir wollen die Höchststrafe für Karadzic und die Anerkennung des Völkermordes“, sagte die Sprecherin von ehemaligen Gefangenen, Anida Kijnecnin am Donnerstag in Den Haag.

Der ehemalige EU-Sonderkoordinator des Stabilitätspakts für Südosteuropa hat eine Versöhnung von Serben und Bosniern auch nach einem Urteil im Völkermord-Prozess von Srebrenica bezweifelt. Der Prozess habe nicht viel zum Versöhnungsprozess zwischen den Menschen beigetragen, sagte Erhard Busek am Donnerstag im Deutschlandradio. Der serbische Nationalismus sei ungebrochen. (rtr/dpa)