London. Die Gefahr eines „Brexit“ steigt weiter: Der EU-kritische Arbeitsminister Duncan Smith hat das Kabinett von David Cameron verlassen.
Drei Monate vor dem Referendum über den Verbleib Großbritanniens in der EU hat Premierminister David Cameron einen Rückschlag erlitten. Der Regierungschef sah sich am Samstag zur Umbildung seines Kabinetts gezwungen, nachdem Arbeitsminister Iain Duncan Smith am Abend zuvor überraschend zurückgetreten war. Damit könnte die Spaltung innerhalb von Camerons konservativer Partei noch deutlicher zutage treten.
Duncan Smith befürwortet in der Debatte um die Zugehörigkeit Großbritanniens zur Europäischen Union einen Austritt. Sein Rückzug ermögliche es ihm nun, offen im Parlament für den sogenannten Brexit zu werben, den viele Konservative und Aktivisten unterstützen, sagten Beobachter. Umfragen zufolge liegen Befürworter und Gegner des Brexit vor der Abstimmung am 23. Juni eng beieinander.
Cameron zeigte sich enttäuscht
Duncan Smith versetzt Beobachtern zufolge mit seinem Abgang auch den politischen Ambitionen von Finanzminister George Osborne einen Schlag. Osborne gilt als aussichtsreicher Nachfolger Camerons an der Parteispitze und als Premierminister. In seinem Rücktrittsschreiben begründete Duncan Smith seinen Schritt mit den vom Kabinett beschlossenen Kürzungen bei Sozialleistungen für Behinderte. „Ich kann nicht passiv dabei zusehen wie selbst auferlegte Einschränkungen umgesetzt werden, die mir mehr und mehr politisch motiviert erscheinen als dass sie im wirtschaftlichen Interesse des Landes stünden.“
Cameron erklärte, er sei verblüfft und enttäuscht von dem Entschluss. Neuer Minister für Arbeit und Renten wird Stephen Crabb. Er gehört wie Cameron und Osborne zu den Brexit-Gegnern. Duncan Smith hatte das Amt seit 2010 inne. (rtr)