Istanbul. Nach einem Anschlag in Ankara wurden elf Verdächtige festgenommen. Der Regierungschef ist sich sicher, wer die Hintermänner sind.

Nach dem verheerenden Autobomben-Anschlag in der türkischen Hauptstadt Ankara haben die Behörden offenbar mehr Klarheit über die Hintergründe. Regierungssprecher Numan Kurtulmus sagte am Montagabend, eine Frau und ein Mann hätten sich in die Luft gesprengt. Die Behörden hofften, die Identität der Frau noch in der Nacht zu klären.

Bislang hat sich niemand zu dem Anschlag von Ankara bekannt. Die Ermittlungen weisen nach Angaben des türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu auf eine Urheberschaft der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK hin. „Es gibt sehr ernste, beinahe sichere Hinweise, die vor allem auf die separatistische Terrororganisation hindeuten“, sagte Davutoglu am Montagabend nach einem Besuch von Verletzten des Anschlags in einem Krankenhaus in Ankara.

Im Laufe des Montags hat die Polizei elf Menschen festgenommen. Vier von ihnen werden verdächtigt, den bei dem Selbstmordanschlag eingesetzten Wagen in der südosttürkischen Stadt Sanliurfa gekauft zu haben, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Montag.

Die Luftwaffe flog nach dem Anschlag Angriffe auf Stellungen der PKK im Nordirak. Auch Innenminister Efkan Ala hatte bereits am späten Sonntagabend gesagt, es gebe erste Erkenntnisse, die aber erst nach Abschluss der Ermittlungen mitgeteilt würden.

Die Zahl der Todesopfer des Autobomben-Anschlags stieg am Montag auf 37. Drei Schwerverletzte seien in der Nacht in Krankenhäusern gestorben, sagte Gesundheitsminister Mehmet Müezzinoglu am Montag. 17 der mehr als 120 Verletzten seien noch auf der Intensivstation.

Schwerer Anschlag in Türkeis Hauptstadt

Für die Türkei war es einer der schwersten Anschläge der jüngeren Vergangenheit. Die Explosion in der türkischen Hauptstadt Ankara ...
Für die Türkei war es einer der schwersten Anschläge der jüngeren Vergangenheit. Die Explosion in der türkischen Hauptstadt Ankara ... © Getty Images | Defne Karadeniz
... ereignete sich in der Nähe einer Bushaltestelle.
... ereignete sich in der Nähe einer Bushaltestelle. © Getty Images | Defne Karadeniz
Feuerwehrmänner versuchen, Verletzte und Tote aus einem ausgebrannten Bus zu bergen.
Feuerwehrmänner versuchen, Verletzte und Tote aus einem ausgebrannten Bus zu bergen. © dpa | Str
Der Sprengstoff explodierte in der Nähe des zentralen Kizilay-Platzes in Ankara.
Der Sprengstoff explodierte in der Nähe des zentralen Kizilay-Platzes in Ankara. © Getty Images | Erhan Ortac
Mindestens 37 Menschen starben bei dem Anschlag, es gab mehr als 120 Verletzte.
Mindestens 37 Menschen starben bei dem Anschlag, es gab mehr als 120 Verletzte. © Getty Images | Erhan Ortac
Die Einsatzkräfte löschen ein brennendes Auto am Tatort.
Die Einsatzkräfte löschen ein brennendes Auto am Tatort. © dpa | Str
Von der Wucht der Detonation zeugt das Wrack eines Busses.
Von der Wucht der Detonation zeugt das Wrack eines Busses. © Getty Images | Defne Karadeniz
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Regierung sperrt Facebook und Twitter

Erst vor knapp einem Monat hatte in Ankara ein Selbstmordattentäter ebenfalls eine Autobombe gezündet und 29 Menschen mit in den Tod gerissen. Zu dieser Tat bekannte sich die aus der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK hervorgegangene Splittergruppe Freiheitsfalken Kurdistans (TAK). Die TAK hatte damals zugleich weitere Anschläge angekündigt.

Die Explosion ereignete sich am zentralen Kizilay-Platz, der ein Knotenpunkt des Nahverkehrs ist. Innenminister Ala sagte, der Anschlag habe auf Zivilisten abgezielt. Die US-Botschaft hatte erst am Freitag vor einem drohenden Anschlag in einem Viertel in der Nähe des Anschlagsorts gewarnt und dazu aufgerufen, die Gegend zu meiden.

Die türkische Regierung verhängte am Sonntagabend eine Nachrichtensperre über den Anschlag, die aber nicht offizielle Verlautbarungen betrifft. Türkische Medien berichteten, ein Gericht in Ankara habe eine Sperre für soziale Medien verfügt, nachdem dort Fotos vom Anschlagsort geteilt worden seien. Internetnutzer berichteten von Problemen, Twitter und Facebook aufzurufen.

Erdogan will Terrorismus „in die Knie zwingen“

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan teilte mit, die Terroranschläge der jüngsten Zeit zielten auf die „Integrität unseres Landes“ ab. Er kündigte an, den Kampf gegen den Terrorismus fortzuführen und den Terrorismus „in die Knie zu zwingen“. Die EU, die USA und die Nato sicherten der Türkei ihre Unterstützung im Kampf gegen den Terrorismus zu. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte den Anschlag scharf wie auch Russlands Präsident Wladimir Putin – ein Gegner Erdogans.

Die Gewalt in der Türkei eskaliert im kurdischen Südosten des Landes, sie erfasst aber zunehmend auch die Metropolen. Am 12. Januar hatte sich in Istanbul ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt, zwölf deutsche Touristen kamen dabei ums Leben. Diese Tat wurde der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zugeschrieben. (dpa)