Trump geht auf Zimmerlautstärke – und alle fallen drauf rein
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Von Dirk Hautkapp
Washington. Donald Trump gab bei der jüngsten Republikaner-Debatte den gesitteten Alten. Schlimmer war nur, dass die Konkurrenz drauf reinfiel.
Wer schreit, hat Unrecht. So gesehen müsste Donald Trump bei der zwölften Fernsehdebatte der republikanischen Präsidentschaftskandidaten in Amerika viel Richtiges gesagt haben. Irrtum.
Der New Yorker Bau-Unternehmer (oder war es sein Avatar?) präsentierte sich vor den vorentscheidenden Vorwahlen am nächsten Dienstag fast wie ausgewechselt. Anstelle des vulgären Halbstarken, der seine Kontrahenten beleidigt, Gott und die Welt Versager nennt, gegen den Islam und Andersdenkende hetzt und vor laufender Kamera über die Beschaffenheit seiner Genitalien schwadroniert, gab Trump den gesitteten Alten. Den Versöhner mit beinahe präsidialem Anstrich. Das „beinahe“ ist entscheidend.
Konkurrenten lassen Trump gewähren
Denn Donald Trump hat sich nur eine neue Rolle zugelegt. Der Milliardär weiß, dass ihn nichts mehr aufhalten kann, sollte er in Florida, Illinois, Missouri, North Carolina und Ohio seinen Siegeszug fortsetzen. Bisher sprechen fast alle Indizien dafür. Die Kandidatur für das Weiße Haus wäre ihm kaum mehr zu nehmen. Bei dieser Ausgangskonstellation kann man schon mal den inneren Schweinehund kurz an die Kette legen. Fatal nur, dass seine drei Mitbewerber auf die Masche hereinfielen. Sie machten sich damit zu Komplizen.
Donald Trump will ins Weiße Haus
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Weder Ted Cruz noch Marco Rubio noch John Kasich besaßen den Mumm, eine solide Brandmauer zu ziehen zwischen dem rückwärtsgewandten Phantasialand, in das der Rechtspopulist Trump Amerika und die Welt führen will, und realpolitischer Vernunft im 21. Jahrhundert.
Trump in neuer Rolle noch peinlicher
Trumps mangelnde Befähigung zum höchsten Staatsamt war schon nicht zu übersehen, als bei den Republikanern nur geholzt und krakeelt wurde. In Zimmerlautstärke wirken seine vor Plattitüden und Leerformeln strotzenden Vorschläge für ein Amerika der Zukunft noch peinlicher.
Dass die Konkurrenz ihn gewähren lässt, kann nur als Resignation interpretiert werden. Donald Trump hat das republikanische Establishment zermürbt und gedemütigt. So wie früher seine Kandidaten in der Fernsehshow „The Apprentice“. Amerika kann nur noch darauf hoffen, dass Hillary Clinton das bizarre Schauspiel im November mit einem Satz beendet: „Donald, Du bist gefeuert!“
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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