Zorneding. Ein Pfarrer mit afrikanischen Wurzeln hat seine Gemeinde wegen rassistischer Anfeindungen verlassen. Jetzt zeigt Zorneding Solidarität.

Die Solidarität in Zorneding ist groß. Dass der katholische Pfarrer mit afrikanischen Wurzeln wegen fremdenfeindlicher Anfeindungen und Morddrohungen die bayerische Gemeinde verlassen hat, wollen die Menschen hier nicht einfach hinnehmen. Rund 2500, schätzt die Polizei, sind am Mittwochabend zusammengekommen, um ein Zeichen zu setzen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.

Es sei beschämend, dass der katholische Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende wegen seiner Hautfarbe Morddrohungen erhalten habe, sagt der evangelische Pfarrer Manfred Groß bei der Kundgebung. Der katholische Geistliche, der aus dem Kongo stammt und die deutsche Staatsbürgerschaft hat, hatte im Sonntagsgottesdienst erklärt, er werde sein Amt niederlegen.

CSU-Ortsvize hatte Pfarrer als „Neger“ beschimpft

Vorangegangen waren Anfeindungen und Drohungen. Im vergangenen Herbst hatte der CSU-Vize des Ortes den Theologen als „Neger“ beschimpft, als der sich gegen fremdenfeindliche Äußerungen positionierte. Es folgten Drohungen per Post. Auf einer Karte stand: „Ab nach Auschwitz mit dir.“ Bei der Kundgebung verurteilt der CSU-Ortsbürgermeister Piet Mayr diese Anfeindungen. Zorneding sei nicht die rechte Gemeinde, wie sie derzeit in den Medien dargestellt werde. Rechtsradikalen Tendenzen dürfe kein Raum gegeben werden, sagt der Politiker.

Die Zweite Bürgermeisterin, Bianka Poschenrieder (SPD), äußert Verständnis für die Entscheidung des Pfarrers, zeigt sich aber auch bestürzt: „Ich kann seinen Weggang verstehen, was ich nicht verstehen kann, sind diese Angstmacher, die zwischen uns stehen.“ Sie würdigt Olivier Ndjimbi-Tshiende als einen aufrichtigen Menschen“ und „mitfühlenden Seelsorger“.

„Nie wieder Nazi-Deutschland“, fordern Demonstranten

Unter den Demonstranten sind auch Christian Stiegloher und seine Frau Sandra. Beide engagieren sich in einem Nachbarort im Asylhelferkreis. „Eine Sauerei ist es, dass hier jemand gezwungen wird, zu gehen“, sagt Christian Stiegloher. Er hält ein Plakat in die Höhe. Darauf steht: „Nie wieder Nazi-Deutschland.“ Stiegloher schüttelt den Kopf: „Das kann nicht sein, hier mitten in Deutschland.“ Wenige Meter daneben steht Anita Weiß aus Zorneding. Sie sagt, die öffentliche Diskussion sei überfällig. „Wenn Pegida auf die Straße geht, wird es Zeit, dass das auch andere tun.“

Die Zornedinger wollen, dass ihr Pfarrer bleibt. Einige Bürger hatten daher nach Bekanntwerden des Rücktritts eine Online-Petition gestartet, die bis Donnerstagfrüh rund 70.000 Menschen unterschrieben haben. Zurückkehren wird der Pfarrer allerdings nicht. Das Erzbistum München hat den Geistlichen mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Ursprünglich sollte er noch bis Monatsende im Amt bleiben. Der Theologe hat den Ort nahe München inzwischen verlassen.

Die Zornedinger bilden eine Lichterkette als Zeichen der Solidarität mit ihrem ehemaligen Pfarrer.
Die Zornedinger bilden eine Lichterkette als Zeichen der Solidarität mit ihrem ehemaligen Pfarrer. © dpa | Tobias Hase

Pfarrer blickt unverbittert auf seine Zeit in der Pfarrei zurück

Die Gottesdienste in der Pfarrei werden laut Erzbistum bis auf Weiteres durch Vertretungspriester wahrgenommen. „Das Erzbistum München und Freising trägt diese Entscheidung des Priesters mit“, hieß es. Welche Aufgabe Ndjimbi-Tshiende künftig übernimmt, sei noch nicht geklärt. Laut Erzbistum legt Ndjimbi-Tshiende wert auf den Hinweis, dass er „ohne Zorn oder Verbitterung“ auf seine Jahre in der Pfarrei zurückblicke. Gegenüber Medien wolle sich Ndjimbi-Tshiende nicht äußern.

Am Ende der Kundgebung zündeten die Demonstranten Kerzen an. Sie bildeten eine lange leuchtende Kette, die von der evangelischen Kirche über das Rathaus bis zur katholischen Kirche mit ihrem Zwiebelturm führt. Alte und Junge, Kinder und Erwachsene. Die Kerzen flackerten in der Dunkelheit. Als Zeichen der Solidarität und des Zusammenstehens gegen Fremdenfeindlichkeit läuteten die Kirchenglocken. (epd)