Hannover. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen behält den Doktortitel. Die Politikerin meldete sich aus den USA mit Selbstkritik.

Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) atmet auf: In der Plagiatsaffäre um ihre Doktorarbeit verliert sie ihren Titel nicht. Das hat der Senat der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) entschieden. Im Senat stimmten sieben Mitglieder gegen den Entzug, ein Vertreter votierte abweichend. Die Arbeit enthalte Fehler, es liege aber kein durch Täuschungsabsicht geleitetes Fehlverhalten zugrunde, erläuterte der Präsident der Hochschule, Professor Christopher Baum.

Von der Leyen zeigte sich in einer ersten Reaktion erleichtert, übte aber auch Selbstkritik. „Teile meiner damaligen Arbeit entsprechen nicht den Maßstäben, die ich an mich selber stelle“, hieß es in einer in Berlin veröffentlichten Erklärung. „Ich bin froh, dass die Universität nach eingehender Prüfung zum Schluss gekommen ist, dass meine Experimente für die medizinische Forschung relevant waren und die Arbeit insgesamt die wissenschaftlichen Anforderungen erfüllt.“

Die Internet-Plattform „VroniPlag“ hatte auf 27 Seiten Textstellen gefunden, die aus fremder wissenschaftlicher Feder stammen sollen und nicht als Zitat gekennzeichnet wurden.
Die Internet-Plattform „VroniPlag“ hatte auf 27 Seiten Textstellen gefunden, die aus fremder wissenschaftlicher Feder stammen sollen und nicht als Zitat gekennzeichnet wurden. © dpa | Julian Stratenschulte

Die Hochschule erklärte, von 47 beanstandeten Textpassagen seien 15 kein Plagiat. Die anderen Stellen seien handwerklich unsauber, aber kein Grund, den Doktor-Titel zu entziehen. Von der Leyen kannte den Bericht der Kommission, aber nicht die Entscheidung des Senats. Die war ihr direkt vor Beginn der Pressekonferenz zugestellt worden.

Die Hochschule hatte sich viel Zeit gelassen mit der vor 26 Jahren erstellten Doktorarbeit von Ursula von der Leyen. Fast ein halbes Jahr hatte die Prüfung der 62 Seiten gedauert, die den sperrigen Titel tragen: „C-reaktives Protein als diagnostischer Parameter zur Erfassung eines Amnioninfektionssyndroms bei vorzeitigem Blasensprung und therapeutischem Entspannungsbad in der Geburtsvorbereitung“.

Schon vorab Rückhalt von der Kanzlerin

Plagiatsjäger hatten von der Leyen schwere Regelverstöße in ihrer 1990 erschienenen medizinischen Doktorarbeit vorgeworfen. Auf der Internetseite Vroniplag Wiki ist von Plagiatsfundstellen auf 27 Seiten der Dissertation die Rede. Von der Leyen hatte die Vorwürfe abgestritten und ihre frühere Hochschule im August selbst um eine Überprüfung der Arbeit gebeten. Martin Heidingsfelder, Betreiber der Plattform, kommentierte die Entscheidung auf Twitter kritisch:

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Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich unmittelbar vor der Entscheidung hinter ihre Verteidigungsministerin gestellt. Auf die Frage, ob von der Leyen auch ohne den akademischen Grad noch das Vertrauen der Kanzlerin habe, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert: „Selbstverständlich. Die Ministerin ist eine hervorragende Verteidigungsministerin, was man gerade in diesen Tagen wieder beim Zustandekommen der Nato-Aktivitäten in der Ägäis gesehen hat.“

Von der Leyen hält sich in den USA auf. Am Mittwochabend soll sie eine Rede an der Universität Stanford halten, wo sie in den 90er Jahren als Gasthörerin Veranstaltungen besuchte.

In den vergangenen Jahren hatte der Entzug des Doktortitels zu drei Rücktritten von Spitzenpolitikern geführt. Der erste war Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) vor ziemlich genau fünf Jahren. (law/dpa)