Berlin. Zwar ist die Energiewende beschlossene Sache, doch die Abkehr von der Atomkraft hat nicht alle Probleme behoben, zeigt eine Studie.

Laut einer Studie des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gibt es bei deutschen Atomkraftwerken noch immer zahlreiche Risiken. Auch in Deutschland sei jederzeit ein größerer Störfall oder ein Super-Gau wie vor fünf Jahren im japanischen Fukushima möglich, stellte die vom BUND für eine Studie beauftragte Physikerin Oda Becker fest. Der Schutz gegen Flugzeugabstürze, Terroranschläge, Hochwasser und Erdbeben sei nicht optimal.

Deshalb fordert der BUND angesichts „mangelhafter Schutzstandards“ einen schnelleren Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie. „Eigentlich dringend nötige Nachrüstungen und Sicherheitsüberprüfungen werden mit Blick auf die verbleibenden Restlaufzeiten jedoch nicht mehr durchgeführt“, heißt es in einer Studie der Umweltorganisationen mit dem Titel „Atomkraft 2016 – sicher, sauber, alles im Griff?“, die am Dienstag in Berlin veröffentlicht wurde.

Opposition fordert schnelleren Atomausstieg

„Statt atomare Pokerspiele mit der Bevölkerung zu betreiben, muss der Atomausstieg beschleunigt werden“, kommentierte Hubertus Zdebel, Sprecher der Linke-Bundestagsfraktion für Atomausstieg, die Ergebnisse der Studie. „Nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Nachbarländern. Atommeiler wie Brokdorf, Grohnde oder Gundremmingen gehören genauso abgeschaltet wie die maroden Atommeiler in Frankreich, Belgien und der Schweiz.“

Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger betonte, die Bundesregierung sei in dieser Frage der gefährlichen Atomkraftwerke in den Nachbarländern gar nicht so machtlos wie von ihr selbst behauptet. Deutschland könne sehr wohl darauf dringen, dass bei Laufzeitverlängerungen von Atommeilern in anderen EU-Staaten eine grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werde.

Endlager-Lösung noch nicht in Sicht

Der BUND-Atomexperte Thorben Becker warnte vor einer „Augen-zu-und-durch-Politik“. Er forderte die Bundesregierung außerdem auf, angesichts des in immer weitere Ferne rückenden Termins für die Fertigstellung eines Endlagers schon jetzt eine offene Diskussion über die Zwischenlagerung von Atommüll zu beginnen. Dabei müssten auch Alternativen zu einer Verlängerung der Genehmigung für die bereits existierenden Zwischenlager-Standorte aufgezeigt werden.

Nach der Katastrophe von Fukushima hatte die Bundesregierung die schrittweise Abschaltung aller Atomkraftwerke bis 2022 beschlossen. Aktuell sind noch acht von ihnen in Betrieb. In der vergangenen Woche waren neue Details über einen Störfall im französischen Atomkraftwerk Fessenheim 2014 bekanntgeworden. Die Bundesregierung hat von Frankreich die sofortige Abschaltung der grenznahen Anlage gefordert, die seit 1977 in Betrieb ist. (dpa)