Detroit/Washington. Premiere bei der Debatte der Republikaner: Präsidentschaftsbewerber Donald Trump erreichte mit seinen Aussagen einen neuen Tiefpunkt.
Wer Präsident der Vereinigten Staaten werden will, muss ein großes Ego haben. In der Abteilung macht Donald Trump vermutlich niemand was vor. Dass Männer sich beim Wettstreit gern auch in fürs Thema völlig irrelevanten Kategorien messen, ist offenbar ebenfalls unvermeidlich. Anders ist kaum zu erklären, warum es bei der jüngsten TV-Debatte der Republikaner im US-Vorwahlkampf unter anderem um die Größe von Donald Trumps Penis ging.
Donald Trump, der in den Vorwahlen – und Umfragen – zum Entsetzen nicht nur vieler Republikaner das Bewerberfeld mit großem Abstand anführt, ist für vieles bekannt; Stil gehört nicht dazu. Wenn schlagende Argumente fehlen, macht der 1,90-Meter-Mann die Konkurrenten eben anders klein, zum Beispiel mit Sticheleien zum Thema Körpergröße. Etwa bei Marco Rubio: Der Senator aus Florida misst laut einem vergleichenden Bericht der „U.S. News“ 1,77 Meter – und Trump nennt den 25 Jahre jüngeren Widersacher immer mal wieder den „kleinen Jungen“.
Trump nennt Widersacher Rubio den „kleinen Marco“
Dass Marco Rubio – im Gegensatz zu Trumps Siegen in zehn Vorwahlen – bislang nur die Abstimmung im US-Bundesstaat Minnesota für sich entscheiden konnte, erklärt möglicherweise seinen verzweifelten Versuch, mit einer (vermuteten) Anspielung auf die Größe von Trumps Genitalien zu punkten. Rubio hatte nach Angaben des Nachrichtensenders CNN gesagt: „Er nennt mich immer den ,kleinen Marco’. Und ich gebe zu: Er ist größer als ich. Er ist um die 1,90, deshalb verstehe ich nicht, warum seine Hände eher so groß sind wie die von jemandem, der kleiner als 1,60 Meter ist. Und wisst ihr was man über Männer mit kleinen Händen sagt?“, fragte der Rubio, um dann süffisant fortzufahren: „Man kann ihnen nicht trauen.“
Auf die persönlichen Angriffe Rubios im Allgemeinen und diese Anspielung im Speziellen bezog sich Trump, als er in der TV-Debatte in der Nacht zu Freitag seine Hände vorzeigte und mit selbstgefälligem Grinsen die Moderatoren, das Publikum und die Welt fragte: „Seht euch diese Hände an, sind das kleine Hände?“ Rubio habe angedeutet, da er kleine Hände habe, müsse auch „etwas anderes“ klein sein. „Ich garantiere euch: Da gibt’s kein Problem. Das garantiere ich“, sagte der 69-Jährige in einem so gewichtigen Ton, als ginge es um die Zukunft des Landes.
Überraschung: Alle Republikaner-Kandidaten würden Trump unterstützen
Nach diesem wenig präsidialen Tiefpunkt endete die TV-Debatte mit einer faustdicken Überraschung: Alle Bewerber im Rennen um das Weiße Haus versprachen, am Ende der Vorwahlen jeden Präsidentschaftskandidaten der Partei zu unterstützen – auch wenn dies Donald Trump sein sollte. Seine verbliebenen Konkurrenten Ted Cruz, Marco Rubio und John Kasich sagten dies dem Milliardär für den Falle seines Sieges nach den Vorwahlen zu.
Ein solches Signal der Einigkeit war nicht erwartet worden. Führende Parteivertreter versuchen seit Tagen mit Macht, einen Kandidaten Trump zu verhindern. Das Unterstützungs-Versprechen aller Kandidaten läuft dieser Strategie vollkommen zuwider.
Mitt Romney über Trump: Würde USA und Welt unsicherer machen
Ein viel beachteter Auftritt Mitt Romneys in Utah hatte zuvor die Spaltung der Republikaner belegt. Der 2012 im Rennen gegen den Demokraten Barack Obama gescheiterte Präsidentschaftsbewerber rief dazu auf, Trump keinesfalls für die Kandidatur zu nominieren. Trump sei ein Trugbild, sagte Romney. Seine Innenpolitik führe in eine Rezession, seine Außenpolitik mache die USA und die Welt unsicherer. „Er hat weder die Veranlagung noch das Urteilsvermögen, um Präsident sein zu können.“
Es ist unklar, ob Romneys vehementer Auftritt Trump wirklich schaden kann – oder ob er ihm gar nutzt. Zumindest den Anhängern Trumps gilt Romney als Inbegriff genau jenes Establishments, das sie vehement ablehnen.
So funktionieren die US-Vorwahlen
Weite Teile der Debatte in Detroit bestanden aus heftigen gegenseitigen Anwürfen und dem erfolglosen Versuch, Trump niederzuringen. Bei der elften TV-Auseinandersetzung der Republikaner handelte es sich weniger um eine echte inhaltliche Debatte als einmal mehr um eine regelrechte Donald-Trump-Show, obwohl der Milliardär nicht seinen besten Abend hatte.
Cruz bezichtigt Trump, Korruption unterstützt zu haben
„Dieser kleine Junge verbreitet ständig Lügen über mich“, sagte Trump an die Adresse Marco Rubios und nannte ihn wieder mehrfach „kleiner Marco“. „Wir werden die Partei Lincolns und Reagans nicht an jemanden aushändigen, der keine konservativen Werte teilt“, gab Rubio zurück. Er gilt als der Bewerber, der am ehesten die Linie des Partei-Establishments vertritt.
„Donald Trump hat die Korruption in Washington jahrelang unterstützt“, sagte der erzkonservative Kandidat Ted Cruz über Trump. „Herumzubrüllen und zu fluchen, macht einen noch nicht zu einem starken Mann.“
In der von Fox ausgezeichnet moderierten Debatte wurden Trump ein ums andere Mal Wankelmütigkeit und – unterlegt mit Videoausschnitten früherer Interviews – wechselnde außenpolitische Positionen vorgehalten. Trump begründete das mit nötiger Flexibilität und Lernfähigkeit.
Am Samstag wählen die Republikaner in den Bundesstaaten Kansas, Kentucky, Louisiana und Maine.
Prominente Republikaner wollen Trump mit „Kampfabstimmung“ beikommen
Vonseiten prominenter Republikaner wurde der Ruf nach einer „brokered convention“ lauter, einer Art Kampfabstimmung mit mehreren Wahlgängen auf dem Parteitag in Cleveland im Juli. Es gibt aber auch die Ansicht, diese Taktik setze zu spät ein.
Ein Problem für die Parteispitze ist auch, dass in Cruz und Rubio Kandidaten im Rennen sind, die sich ernsthafte Hoffnungen auf die Kandidatur machen. Mit John Kasich, Gouverneur in dem großen Staat Ohio und dort möglicher Gewinner, splitten sie die Stimmen weiter auf und verhindern so eine geeinte Front gegen Trump.
Kasich, der sich als Stimme der Vernunft präsentiert, hatte in Detroit einen recht guten Auftritt. Rubio und Cruz wirkten in ihren Angriffen auf Trump und dem Werben um Wähler oft bemüht und unlocker. (mit dpa)