Washington. Prominente Republikaner wollen ihren ungeliebten Kandidaten Donald Trump verhindern. Doch ihre Anti-Kampagne könnte zu spät kommen.

Nach der Siegesserie Donald Trumps bei den Vorwahlen am Dienstag sucht die Republikanische Parteiführung händeringend nach Wegen, dem umstrittenen Milliardär den Weg zur Präsidentschaftskandidatur zu verstellen. Die Frage ist: Wie?

„Trump würde seine Befugnisse als Präsident in einer Weise einsetzen, die Amerikas Ansehen in der Welt beschädigt, die Sicherheit des Landes gefährdet und die Bürgerrechte bedroht.“ So heißt es in einem von 60 prominenten Republikanern unterschriebenen offenen Brief. Zu den Unterzeichnern gehören der frühere Weltbank-Präsident Robert Zoellick und der ehemalige Heimatschutzminister Michael Chertoff.

Zaubert die Partei einen Gegenkandidaten aus dem Hut?

Trump benötigt 1237 Stimmen beim Parteitag im Juli in Cleveland, rund 300 hat er bereits. Sollte er seine verbliebenen Widersacher Ted Cruz, Marco Rubio und John Kasich bei den nächsten wichtigen Wahlen am 15. März abermals vernichtend schlagen, wo über 300 Delegierte zu verteilen sind, wird es fast unmöglich, den Geschäftsmann noch mit legitimen Mittel zu stoppen. Etwa mittels einer „brokered convention“.

Das bedeutet: Auf dem Parteitag der Republikaner würde in letzter Minute ein Gegenkandidat aufgeboten – und durchgedrückt. Das Verfahren kam zuletzt 1948 zum Einsatz. Es stinkt nach Hinterzimmerkungelei. Darum zögern die Parteispitzen noch. Sie setzen auf einen Propaganda-Feldzug, der Trumps wirre Politikansätze (Grenzwall zu Mexiko, Einreiseverbot für Muslime, Handelskrieg mit China etc.) beleuchtet und ihn als gesellschaftlichen Spaltpilz darstellt.

„Donald Trump ist ein Scharlatan und Betrüger“

Den Auftakt machte am Donnerstag der frühere Präsidentschaftskandidat Mitt Romney. In einer Rede in Utah warnte der 2012 Obama unterlegene frühere Gouverneur von Massachusetts eindringlich vor einer Wahl Trumps. Dabei kritisierte er massiv, dass sich Trump vom ehemaligen Chef des rassistischen Ku-Klux-Klan, David Duke, unterstützen lässt. „Donald Trump ist ein Scharlatan und Betrüger. Seine Innenpolitik würde in die Rezession führen. Und seine Außenpolitik würde Amerika und die Welt unsicherer machen“, sagte Romney und fügte hinzu: „Er hat weder die Veranlagung noch das Urteilsvermögen, um Präsident sein zu können.“

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„Wenn jemand Spitzenkandidat werden will, muss er jede Person zurückweisen, die auf Bigotterie setzt“, hatte zuvor der mächtigste Republikaner im Kongress, Paul Ryan, gesagt. Trump verweigert die Distanzierung und droht mit Gegenwehr. Paul Ryan werde einen „hohen Preis“ dafür bezahlen, sich weiter mit ihm anzulegen.

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Wirtschaft finanziert Werbespots gegen Trump

Trumps Durchmarsch in Richtung Kandidatur hat auch Wirtschaftsführer auf die Barrikaden gebracht. Meg Whitman, ehemalige Vorstandschefin des Online-Händlers Ebay, macht öffentlich Front gegen „The Donald“. Gemeinsam mit anderen Milliardären finanziert sie ein politisches Aktionskomitee, das sich mit negativen TV-Werbespots in den Wahlkampf einmischen wird.

Whitman teilt die Meinung des konservativen Präsidentenberaters Robert Kagan. Der intellektuelle Architekt des Irak-Kriegs hatte für den Fall, dass keine moderate Alternative mehr zu Trump aufgebaut werden kann, gefordert: „Eine Stimme für Hillary Clinton ist die einzig richtige Wahl. Die Republikanische Partei ist nicht mehr zu retten. Das Land schon.“

Nicht alle in der Partei sind Trump-Gegner

Dass innerhalb der „Grand Old Party“ (GOP) alle Kräfte gegen Trump zusammenrücken werden, ist jedoch Wunschdenken. Mit Senator Jeff Sessions (Alabama) und New Jerseys Gouverneur Chris Christie haben sich bereits zwei einflussreiche Republikaner auf Trumps Seite geschlagen.

Trumps Anhänger beobachten unterdessen mit wachsendem Argwohn, dass die republikanischen Parteioberen ihren Liebling aus dem Weg putschen wollen. Wie sie reagieren werden? Wer zuletzt bei den von Tausenden besuchten Wahlkampfveranstaltungen miterlebt hat, wie schamlos Donald Trump die wütenden Massen gegen Minderheiten und Journalisten in Stellung bringt, den beschleicht ein ungutes Gefühl.