Wie das Establishment Donald Trump noch stoppen kann
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Berlin/Washington. Das republikanische Establishment will eine Nominierung Trumps verhindern. Das ginge mit einem Trick. Der birgt aber große Risiken.
Nach den Siegen von Donald Trump am Super Tuesday gelten die Vorwahlen am 15. März als die letzte gute Möglichkeit des republikanischen Establishments, eine Nominierung des umstrittenen Milliardärs zu verhindern.
An diesem Tag stimmen fünf Bundesstaaten ab, darunter die besonders bevölkerungsreichen Florida (20 Millionen Einwohner), Illinois (13 Millionen) und Ohio (etwa zwölf Millionen). Florida und Ohio vergeben zudem ihre Delegiertenstimmen nach dem Prinzip „winner-takes-all“ –wer die Vorwahl gewinnt, bekommt sie alle. Besonders für den Senator Marco Rubio, dem faktischen Kandidaten des Establishments, wird damit ein Sieg in seiner Heimat Florida zur Frage des wahlkampfpolitischen Überlebens.
In den US-Medien und wohl auch in den Hinterzimmern der Wahlkampf-Teams wurde bereits Dienstagnacht heftig gerechnet. Am Ende der Vorwahlen muss ein Bewerber über mindestens 1237 Delegiertenstimmen verfügen, um auf dem Parteitag im Juli Kandidat zu werden. Den vorläufigen Berechnungen des Senders CNN vom Mittwochmorgen zufolge gewann Trump jetzt 233 Stimmen dazu und hätte damit insgesamt 315 sicher. Dahinter kommt der erzkonservative texanische Senator Ted Cruz mit insgesamt 205 und Rubio mit 106 Stimmen. Die zwei übrigen Kandidaten folgen mit Abstand.
Trump profitiert von anderen Kandidaten
Mathematisch gesehen ist Trump damit zwar noch lange nicht am Ziel. Vor dem Super Tuesday rechnete die „New York Times“ sogar vor, wie Rubio alle Staaten an diesem Dienstag hätte verlieren und trotzdem noch Kandidat werden können. Tatsächlich gewann er in Minnesota. „Dieses Zeitfenster schließt sich am 15. März“, warnte die Zeitung in ihrer Analyse jedoch: Florida stellt 99 Delegierte und Ohio 66. Mehr noch, die Symbolwirkung einer Niederlage in seinem eigenen Bundesstaat wäre für Rubio verheerend. Mit entsprechend düsterer Laune dürften seine Berater die jüngsten Umfragen aus Florida verfolgen, in denen Trump zum Teil 20 Prozentpunkte vor Rubio liegt.
Donald Trump will ins Weiße Haus
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Trump kommt dabei zugute, dass noch vier andere Republikaner im Rennen sind. Besonders Cruz, Rubio und der Gouverneur von Ohio, John Kasich, teilen die übrigen Stimmen unter sich auf, die sonst ein einziger Gegenkandidat bündeln könnte. „So lange Cruz, Rubio und Kasich im Rennen bleiben, wird Trump in den anstehenden Vorwahlen siegen“, sagte der republikanische Stratege Ron Bonjean. Entsprechend rief Cruz nach dem Super Tuesday Rubio indirekt auf, seine Kandidatur ruhen zu lassen.
Letzte Hoffnung ruht auf Hinterzimmern
Dazu dürfte es nicht kommen. Dass Rubio vor der Abstimmung am 15. März in Florida das Handtuch wirft, ist genauso wenig zu erwarten wie ein Rückzug von Kasich vor der zeitgleichen Vorwahl in seinem Heimatstaat Ohio. Cruz wiederum kann für sich spätestens seit Dienstag beanspruchen, die Nummer Zwei im Rennen zu sein. Mit seinem Sieg in Texas am Super Tuesday hat der erzkonservative Senator seine eigene Schicksalsvorwahl bereits hinter sich gebracht.
So funktionieren die US-Vorwahlen
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Für Trumps Gegner wäre das Rennen nach Niederlagen am 15. März nicht vorbei. Die beste Strategie wäre den Experten zufolge in diesem Fall zu verhindern, dass Trump bis zum Parteitag die kritische Schwelle von 1237 Delegiertenstimmen erreicht. Dann würde es zu einer „brokered convention“ kommen, bei der während des Parteitags der Kandidat bestimmt wird.
Das hat es bei den Republikanern seit 1948 nicht mehr gegeben – es war die Kritik an derartigen „Hinterzimmer-Deals“ früherer Zeiten, die überhaupt zum heutigen Vorwahlsystem geführt hat. Und schließlich müsste die Partei die Reaktion an der Basis bedenken, sollte Trump zwar die Mehrheit der Stimmen bei den Vorwahlen gewinnen, am Ende dann aber doch nicht Kandidat der Republikaner werden. (rtr)
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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