Niemand kann Donald Trump aufhalten – außer ihm selbst
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Von Dirk Hautkapp
Washington. Donald Trump – der Mann, der an niedere Instinkte appelliert – hat große Chancen auf das republikanische Präsidentschaftsticket.
Kein Zweifel mehr: Es herrscht Trumpmania in Amerika. Die Wahl-Ergebnisse vom „Super Tuesday“ dürften auch den letzten Spötter ernüchtert haben. Ein Mann, der unbeschädigt beim Faschisten Benito Mussolini Sinnspruch-Anleihen nimmt und sich von den Rassisten des Ku-Klux-Klan hoffieren lässt, ein Mann, der an niederste Instinkte appelliert, ist der mit Abstand chancenreichste Kandidat für das konservative Präsidentschaftsticket. Und niemand kann ihn aufhalten. Abgesehen von ihm selbst.
Aber Donald Trump besitzt ein wölfisches Gespür für leichte Beute. Er war es schließlich, der als erster gemerkt hat, dass man im Jahr 2016 mit Maximalversprechen, Sündenbock-Theorien, ekelhaften Beleidigungen und Wirtshaus-Geprahle das gelangweilte Wahlvolk an die Wahlurnen ärgern kann.
Nächste Scharade Trumps wird noch grotesker als die erste
Aber Trump kann auch anders kann. Das blitzte am Dienstagabend zum ersten Mal auf. Bei seiner Dankesrede nahm er sich, wenn auch mit der Faust in der Tasche, zurück. Ein Vorgeschmack. Spätestens an dem Tag, an dem das Delegiertensoll für den Parteitag im Juli erfüllt ist, wird vollends das Chamäleon in ihm durchkommen. Und ein ganz anderer Trump wird die Schlagzeilen erobern. Charmant, konziliant, versöhnlich, gemäßigt, verständnisvoll, auf die Befindlichkeiten der politischen Mitte zielend – machen wir uns bitte nichts vor: Die nächste Scharade Trumps wird noch grotesker als die erste.
Donald Trump will ins Weiße Haus
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Über Nacht werden seine Rivalen Cruz und Rubio, beide sendungsbewusste, prinzipientreue Ideologen, dann als die wahren Hardliner erscheinen. Und Trump als „everybodys darling“. Manche werden dann sagen: Eigentlich doch gar nicht so schlimm, der Mann. Sogar lernfähig, der Mann.
Trump wechselt nur die Rolle – das Leben ist für ihn eine Show
Kolossaler könnte der Irrtum nicht sein. Trump wechselt nur die Rolle. Das Leben ist für ihn eine einzige große Show. Einziges Ziel: Gewinnen, wie auch immer. Und dass die Haare liegen. Der destruktive, autoritäre Despot, der aufgeblasene Egomane mit schlechten Manieren, der Rassist ohne erkennbaren Werte-Kompass und Kenntnisse über den Zustand der Welt, der infame Rüpel, der zum Sensibelchen mutiert, wenn er nicht austeilen kann sondern einstecken muss, das nationalistische Abziehbild eines Mannes, der Nachdenken für Zeitverschwendung hält, solange sich das Bauchgefühl in Umfrageprozentpunkten abbilden lässt, dieser Donald Trump kommt erst wieder zum Vorschein, wenn es zu spät ist. Dann sitzt er im Oval Office und macht Amerika – alles, aber bestimmt nicht „great“.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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