Trump und Clinton sind die Sieger des „Super Tuesday“
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Von Dirk Hautkapp
Washington. Demokratin Hillary Clinton gewinnt bei den US-Vorwahlen am „Super Tuesday“ sieben Staaten, Republikaner Donald Trump ebenso viele.
Bei den Testwahlen für die Präsidentschafts-Kandidatur in den USA hält die Siegesserie des von der eigenen Partei heftig kritisierten Milliardärs und Populisten Donald Trump an. Der für die Republikaner antretende Bau-Unternehmer hat am „Super-Tuesday“ die Vorwahlen in sieben Bundesstaaten gewonnen und damit sein Delegierten-Konto für den Nominierungs-Parteitag im Juli deutlich aufstocken können.
Bei den Demokraten setzte sich die favorisierte Hillary Clinton mit sieben Siegen weiter von ihrem einzigen Mitbewerber Bernie Sanders ab. Der Senator konnte zwar in seinem Heimatstaat Vermont, in Colorado, Minnesota und in Oklahoma Erfolge landen. Aufgrund der geringeren Delegierten-Zahl dort fällt das Ergebnis aber nicht wirklich ins Gewicht.
Trump hatte nach übereinstimmenden Hochrechnungen mehrerer US-Fernsehsender in den Neuengland-Staaten Massachusetts und Vermont, in bevölkerungsreichen Virginia im Süden der Hauptstadt Washington sowie in den Südstaaten Alabama, Tennessee, Georgia und Arkansas die Nase vorn.
Trump-Widersacher Ted Cruz verbucht drei wichtige Siege
In Minnesota konnte Trumps zuletzt aggressivster Widersacher Marco Rubio (44), auf dessen Schultern bisher die Hoffnungen des Partei-Establishments ruhten, seinen ersten Sieg in den Vorwahlen erringen, in Virgina kam er zumindest nahe heran. Am Ende trennten dort beide nur drei Prozentpunkte. Doch der Sproß kubanischer Eltern bleibt weiter unter Druck. Er muss nun unbedingt am 15. März seinen Heimat-Staat Florida gewinnen, um im Rennen zu bleiben.
Wichtigster Grund dafür: Trumps anderer Widersacher, der sich noch leichte Chancen ausrechnen darf, konnte gestern drei wichtige Siege vermelden. Senator Ted Cruz gewann nicht nur seinen Heimatstaat Texas, sondern auch im angrenzenden Oklahoma – und in Alaska. Nimmt man seinen Auftakt-Erfolg in Iowa hinzu, hat der erzkonservative Sohn eines kubanischen Einwanderers sich mit vier Siegen hinter Trump an die zweite Stelle bei den Republikanern geschoben. „Wir sind die einzigen, die Trump weiter schlagen können und schon geschlagen haben“, sagte Cruz am Abend vor seinen Anhängern.
So funktionieren die US-Vorwahlen
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Trumps Dankesrede im Stil einer königlichen Audienz
Trumps Dankesrede fand im Stil einer königlichen Audienz statt. In seinem elitären Reichen-Klub Mar-a-Lago in Palm Beach/Florida hatte der Milliardär den Goldenen Ballsaal buchen lassen, in dem die Kronleuchter in Kompaktwagen-Größe von der Decke baumeln. Der 69-Jährige erklärte zu Beginn seltsam bescheiden und ausnahmsweise mal nicht auf Krawall gebürstet : „Ich bin eine Versöhner. Und ich sage die Wahrheit. Schauen Sie sich die Ergebnisse an, wir haben die republikanische Partei erweitert. Hier ist die Dynamik, nicht bei den Demokraten.“
Erst durch Fragen von Journalisten angepikst, fand Trump in seinen bekannten Holzhammer-Stil zurück. Da wurde Konkurrent Rubio zum „größten Verlierer des Abends“. Da wurde Amerika als Dritte-Welt-Land beschrieben, das zur „Hölle“ gehe, wenn nicht schleunigstens gegengesteuert werde. Durch wen? Durch ihn natürlich. „Ich werde Apple dazu bringen, iPhones in den USA zu bauen und nicht in China“, rief Trump und erneuerte sein Versprechen, dass Mexiko für den Grenzwall bezahlen werde, denn er „100prozentig“ bauen wird.
Donald Trump will ins Weiße Haus
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Auch für das Flüchtlingsproblem in Syrien hat Trump eine Lösung. „Es wird eine Schutzzone geben und die Ölscheich-Staaten werden dafür bezahlen, weil sie es sollten.“ Vorher hatte Trumps neuer Bundesgenosse, New Jerseys Gouverneur Chris Christie, erklärt, Trump werde die republikanische Partei vereinen. Er sei „stark und stolz“ und Anführer einer „Bewegung“. Vor nicht einmal zwei Wochen war Christie im Kandidatenrennen noch ein erbitterter Gegner Trumps.
Clinton gewinnt sieben Vorwahlen und nimmt Republikaner ins Visier
Hillary Clinton konnte in Alabama, Tennessee, Georgia, Virginia, Arkansas, Texas, Massachusetts und dem südpazifischen Außenterritorium Samoa die meisten Wähler für sich gewinnen. Aufgrund der proportionalen Zuteilung von Delegierten war Clintons Vorsprung trotz der gestrigen Siege noch überschaubar. Allerdings muss man bei ihr rund 500 Super-Delegierte einrechnen. Dabei handelt es sich um Parteifunktionäre, die nicht an Voten in ihren Heimatstaaten gebunden sind. Das Gros hat sich bereits zu Clinton bekannt. Sanders hält dieses Sonder-Regel für wettbewerbswidrig. Insgesamt standen bei den Demokraten 865 Wahlmänner und Wahlfrauen zur Verteilung an. Für die Nominierung sind mindestens 2383 Mandate nötig.
Hillary Clinton will Präsidentin werden
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Clinton gratulierte in ihrer Dankesrede Sanders für seine „starke Vorstellung“ und nahm sofort die Republikaner ins Visier. „Dieses Land gehört allen, nicht den Eindimensionalen.“ Die frühere Außenministerin beklagte die „schlimme Rhetorik“ des politischen Gegners, die „spalterisch“ und „falsch“ sei. Die Republikaner kehrten der Mittelschicht „den Rücken zu“. Sie kündigte eine Politik des „Zusammenführens“ und der „Güte“ an, die allen Amerikanern Aufstiegschancen ermögliche. In Anspielung auf Trumps Grenzzaun zu Mexiko sagte sie, Amerika müsse Barrieren ab- nicht aufbauen.
Sanders kündigte an, in allen Vorwahlen gegen Clinton anzutreten
Bernie Sanders hat allein im Februar 42 Millionen Dollar an Spenden eingesammelt – der Löwenanteil waren kleinere Beträge unter 100 Dollar. Der 74-Jährige leitet daraus den Auftrag ab, weiter im Rennen zu bleiben. Bei einer Veranstaltung in Burlington in Vermont kündigte der Senator an, in allen bis Juni verbleibenden Vorwahlen gegen Hillary Clinton anzutreten und „Hunderte Delegiertenstimmen“ zu sammeln.
Bei den Republikanern gingen die Wähler in Alabama, Arkansas, Georgia, Massachusetts, Minnesota, Oklahoma, Tennessee, Texas, Vermont, Virginia und Alaska an die Urnen. Dort waren 595 Stimmen zu vergeben – etwas weniger als die Hälfte der 1237 Delegierten, die für die Nominierung nötig sind.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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