Wien/Berlin. Angela Merkels erneute Absage an Obergrenzen für Flüchtlinge sorgt in Österreich für Kritik. Wien reagierte auf ganz besondere Art.

Die österreichische Regierung hat in scharfer Form auf die Kritik von Bundeskanzlerin Angela Merkel an ihrer Asylpraxis reagiert. Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil sagte am Montag dem Sender „Ö1“, Merkel habe gesagt, dass es in Deutschland formal keine Obergrenze gebe. „Dann würde ich sie einladen, dass sie diese Menschen, die in Griechenland jetzt ankommen direkt nach Deutschland holt“, konterte der SPÖ-Politiker.

Von der deutschen Kanzlerin vermisse er Antworten zur Flüchtlingsverteilung. Der einzige Vorschlag Merkels sei, die Balkanroute zu öffnen. „Und wenn die Balkanroute aufgemacht wird, laufen wir in Österreich Gefahr, dass wir zur Wartezone mitten in Europa werden“, sagte Doskozil. Dies sei strikt abzulehnen.

Innenministerin: „Wir bremsen auch für Deutschland“

Österreichs Innenministerin Johanna Mikl-Leitner sagte mit Blick auf Merkel, offensichtlich setzten manche auf eine europäische Lösung, bei der sich alles in Österreich sammele. Dies werde Österreich verhindern: „Wir werden auch weiterhin bremsen und das Bremsen tun wir auch für Deutschland.“

Merkel hatte am Sonntag in der ARD-Talkshow „Anne Will“ betont, dass nicht sämtliche Eurostaaten im vergangenen Jahr so hart für den Verbleib Griechenlands im Euroraum gekämpft hätten, um ein Jahr später das Land ins Chaos zu stürzen. Sie kritisiere deshalb die Entscheidung Österreichs und einiger Balkan-Staaten, die Grenzen einseitig teilweise geschlossen zu halten, ohne sich mit der Regierung in Athen abzustimmen. „Wenn der eine seine Grenze definiert, muss der andere leiden. Das ist nicht mein Europa“, sagte Merkel. (rtr)