Berlin. Zurzeit sollen 80 Prozent der Flüchtlinge auf der Balkanroute Frauen und Kinder sein – eine Reaktion auf die deutsche Asylpolitik?

Auf der Balkanroute sind derzeit vor allem Frauen und unbegleitete Jugendliche in Richtung Europa unterwegs. Das geht aus dem internen Protokoll einer Telefonkonferenz des Bundesinnenministeriums hervor, wie das Nachrichtenmagazin der „Spiegel“ berichtet. In dem Protokoll heiße es: „Das Auswärtige Amt bestätigt auf Nachfrage, dass über die Balkanroute derzeit mehr Frauen und unbegleitete Jugendliche kommen würden. Es handelt sich hierbei um eine Größenordnung von bis zu 80 Prozent. Es wird angenommen, dass dies bereits eine Reaktion auf die in Deutschland vorgesehenen gesetzlichen Änderungen mit Bezug auf Familiennachzug ist.“ Auf Nachfrage hieß es am Samstag aus dem Auswärtigen Amt lediglich, dass die Zahl in dieser Pauschalität so nicht bestätigt werden könne.

Derweil hat Mazedonien am Samstagnachmittag überraschend seine Grenze zu Griechenland geöffnet, um 300 Flüchtlinge passieren zu lassen. Das berichtete der griechische Nachrichtensender Skai. Der Druck auf die mazedonische Grenze steigt dennoch weiter: Allein im Grenzort Idomeni dürfte die Zahl der Flüchtlinge bis zum Samstagabend auf 7000 ansteigen, erwartet die der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. In ganz Griechenland sollen nach neuesten Schätzungen der Polizei mehr als 25.000 Menschen auf dem Weg zur Grenze durch das Land irren. Auch in den Parkanlagen und auf den Plätzen von Athen harren Flüchtlinge im Freien aus.

Griechenland baut im Schnellverfahren Auffanglager

Trotz der prekären Lage treffen täglich neue Migranten aus der Türkei auf den Ägäisinseln ein. Angesichts der dramatischen Entwicklung baut Griechenland im Schnellverfahren neue Auffanglager und versucht, den Flüchtlingszustrom von den Inseln zum Festland zu drosseln.

In einem Auffanglager in Piräus kam es am Freitag zu Demonstrationen: „Wir wollen nach Deutschland“ und „Lasst uns los“ skandierten Flüchtlinge und marschierten rund um den Hafen. Andere verzweifelte Migranten irrten auf den Straßen Athens umher und hielten kleine Plakate mit der Aufschrift hoch: „Wir sind Menschen“. Sie hielten Busse und Autos an und fragten, ob sie für ein paar Kilometer mitfahren könnten – in der Hoffnung, ein wenig näher zur Grenze im Norden zu gelangen, wie Augenzeugen berichteten.

Schlepper bieten bereits Ausweichrouten an

Schlepper machen inzwischen neue Angebote. Auf dem Viktoria-Platz im Zentrum Athens wimmelte es am Freitag von Schleppern und Migranten. Flüchtlinge sagten Reportern, der Preis für eine „neue Route“ nach Mitteleuropa liege zwischen 2500 und 3000 Euro pro Person. Es werden Fahrten über Albanien nach Mitteleuropa oder über die Adria und das Ionische Meer nach Italien angeboten. Bislang seien aber keine nennenswerten Flüchtlingsbewegungen Richtung Albanien von den griechischen Behörden registriert worden, berichtete das Staatsradio. (dpa)