Berlin. Horst Seehofer geht auf die Presse los: ARD und ZDF würden in der Flüchtlingskrise nicht objektiv berichten, sagte der CSU-Vorsitzende.

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat die Berichterstattung von ARD und ZDF pauschal kritisiert. Es gebe ein Problem bei den Medien, vor allem bei den öffentlich-rechtlichen, sagte der CSU-Vorsitzende in einem Interview des „Spiegel“. Seehofer: „Überspitzt gesagt: Wenn die nicht Livesendungen hätten, dann hätten sie wenige der Lebenswirklichkeit entsprechende Programminhalte.“

Es habe zur Silvesternacht in Köln Berichterstattung gegeben, die wenig mit der Realität zu tun gehabt habe. „Für mich ist viel zu häufig die persönliche Überzeugung der Autoren der Maßstab für die Berichterstattung“, kritisierte Seehofer. „Zum Teil gab es eine Berichterstattung, die wenig mit der Realität zu tun hatte“, beklagte der CSU-Chef die Sendungen zur Flüchtlingskrise.

ARD und ZDF weisen Vorwürfe zurück

Die attackierten Sender wiesen die Vorwurfe zurück: „Das ZDF berichtet seit Monaten umfangreich über alle Aspekte der Flüchtlingskrise“, sagte ein Sprecher in Mainz, „auch über politische und gesellschaftliche Probleme und Konflikte.“ Ein ARD-Sprecher sagte: „Wir stellen uns gern jeder konstruktiven Kritik.“ In diesen Zeiten gehe es aber weniger um politische Zuspitzung: „Uns geht es um eine differenzierte mediale Reflexion.“

Bundesjustizminister Heiko Maas (SDP) kommentierte Seehofers Medienschelte per Twitter: „Wer Journalisten die eigenen politischen Überzeugungen absprechen will, sollte sein Verständnis von Pressefreiheit hinterfragen“, schrieb er in einem Tweet. „Wir sollten uns hüten, denjenigen nach dem Mund zu reden, die Journalisten als Lügenpresse diffamieren“, in einem weiteren.

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Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) warf dem Ministerpräsidenten vor, seriöse Journalisten zu diffamieren. ARD und ZDF wie alle anderen Medien in Deutschland berichteten seit Sommer 2015 über die Flüchtlinge und auch über die Schwierigkeiten, die mit dem Zustrom an Menschen verbunden seien, sagte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall in einer Pressemitteilung. Er halte die Äußerungen Seehofers auch vor dem Hintergrund der „Lügenpresse“-Schmährufe und der Übergriffe auf Journalisten bei Pegida-Demonstrationen für unverantwortlich. (dpa)