Berlin. Von 1,1 Millionen in Deutschland registrierten Flüchtlingen ist fast jeder zehnte verschwunden. Das ergab eine Anfrage der Linkspartei.

Gut jeder zehnte registrierte Flüchtling verschwindet nach seiner behördlichen Erfassung. Das Bundesinnenministerium berichtet in einer Antwort auf eine Anfrage der Linkspartei davon, dass im vergangenen Jahr rund 13 Prozent der als Asylbewerber registrierten Menschen nicht bei der zuständigen Aufnahmeeinrichtung ankamen, wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet.

Insgesamt waren 2015 etwa 1,1 Millionen Flüchtlinge erstmals im sogenannten Easy-System erfasst worden. Somit geht es insgesamt um mehr als 130 000 Menschen, die verschwunden sind. Das Ministerium nennt als mögliche Gründe unter anderem Weiterreisen in andere Länder und das Untertauchen in die Illegalität. Zudem seien bis zu 400.000 Menschen im Land, von denen Behörden Namen und Identität nicht kennen würden, sagte der Chef des Bundesamtes für Migration (BAMF), Frank-Jürgen Weise.

Europäische Lastenverteilung funktioniert nicht

Die Ministeriumsantwort zeigt laut „SZ“, dass Deutschland immer weniger auf europäische Lastenverteilung bauen kann. Demnach stellten die deutschen Behörden nur noch bei jedem zehnten Asylbewerber die Anfrage an den eigentlich dafür zuständigen EU-Partner, diesen zurückzunehmen. 2014 war dies noch bei jedem fünften der Fall. Grund dafür ist, dass von den 45.000 Übernahmeforderungen nur gut 3600 durchgeführt wurden, wie das Blatt berichtet.

Laut dem Dublin-System der EU ist derjenige Mitgliedsstaat für den Schutzsuchenden verantwortlich, in dem der Flüchtling erstmals EU-Boden betritt. Für Syrer hatte Deutschland das Prinzip zeitweise nicht nur faktisch, sondern auch rechtlich außer Kraft gesetzt. (bk/dpa)