Washington. Donald Trump eilt bei den Vorwahlen von Sieg zu Sieg. Doch wer sind die Menschen hinter der lauten Kampagne des Rechtspopulisten?

Für seine Anhänger klang es wie eine Verheißung. Seine Gegner nahmen den Satz dagegen als Drohung wahr. Nach dem dritten haushohen Vorwahl-Sieg in Folge (New Hampshire, South Carolina und am Mittwoch Nevada) geht der Rechtspopulist Donald Trump davon aus, dass ihm das Präsidentschaftsticket der Republikaner nicht mehr zu nehmen ist. Bis die nötigen 1237 Stimmen für die Nominierung beim Parteitag im Juli zusammenkommen, ist für Trump nur eine Frage der Zeit. „Vielleicht wird es dafür nicht einmal mehr zwei Monate brauchen“, sagte er in Las Vegas. Könnte stimmen. Weil in den ersten beiden März-Wochen bei den Konservativen in 30 Wahlgängen über 1300 Delegierten-Stimmen verteilt werden, kann in der Tendenz bereits vor Frühlingsanfang alles klar sein. Zum Leidwesen des Partei-Establishments. Dort hofft man inständig darauf, dass sich aus Trumps abgeschlagenen Verfolgern so schnell wie möglich ein einzelner chancenreicher Rivale herausschält – am besten Florida-Senator Marco Rubio.

Bis dahin will der Bau-Unternehmer Trump, der als Ein-Mann-Show die amerikanische Politik mit Provokationen, Beschimpfungen und pauschalen Versprechungen aufmischt, Fakten schaffen. Ein schlagkräftiges Küchen-Kabinett soll her, von dem der 69-Jährige regelmäßig sagt, dass es „die Besten der Besten“ aufbieten wird. Namen hat Trump, der sich als ehemaliger TV-Entertainer mit der Aufmerksamkeitskurve des stark polarisierten Publikums auskennt, noch nie genannt. Je stärker sich sein Erfolg in den Vorwahlen konsolidiert, desto drängender wird die Frage gestellt: Wer berät Donald Trump? Wen würde er in seine Regierungsmannschaft nehmen?

Kein Einflüsterer ist öffentlich bekannt

Vorweg: Trump hat seinen inneren Zirkel streng abgeschottet. Keiner seiner wahren Einflüsterer ist bisher öffentlich bekannt. Als gesichert gilt, dass seine drei Kinder aus der ersten Ehe mit Ivana Trump – Donald Jr., Eric Frederick und Ivanka – wichtige Gesprächspartner sind. Donald Jr. fungiert als Vizepräsident des Trump-Imperiums. Ivanka, gerade hochschwanger, bekleidet das Amt der Vize-Präsidentin und hat die uneingeschränkte Bewunderung ihres Vaters. Regelmäßig lobt er ihr unternehmerisches Geschick und ihr Verständnis für „sehr komplexe Zusammenhänge“. Eric Frederick, ebenfalls in der Unternehmensführung, ist das Bindeglied zur Waffen-Lobby NRA, die mit über fünf Millionen Mitgliedern ein Faktor im Wahlkampf ist. Alle drei sind gemeinsam mit Ehefrau Nr. 3, Melania Trump, und diversen Enkelkindern, seit einigen Wochen regelmäßig bei zentralen Wahlkampfauftritten dabei. Botschaft: Wir Trumps sind viele, mit uns muss man rechnen.

Der ehemalige Bürgermeister von New York Rudolph Giuliani bezeichnet Donald Trump als „engen, persönlichen Freund“.
Der ehemalige Bürgermeister von New York Rudolph Giuliani bezeichnet Donald Trump als „engen, persönlichen Freund“. © imago/Future Image | imago stock&people

Politisch umgibt sich der erklärte Anti-Politiker Trump mit Leuten aus der Ära Ronald Reagan. Rudolph „Rudy“ Giuliani machte den Anfang, als er sich jetzt in der „Washington Post“ outete. Der 71-Jährige ist wie Trump New Yorker. Nicht irgendeiner. Giuliani war während der Terroranschläge des 11. September 2001 Bürgermeister der Metropole. Sein couragiertes Auftreten in schwerster Stunde machte den Nachkommen italienischer Einwanderer weltweit bekannt. So bekannt, dass sich Giuliani 2008 ermutigt fühlte, für das Amt des Präsidenten zu kandidieren. Ohne Erfolg. Seither bedient Giuliani die Rolle des Terror-Experten. Bei Fox News, dem Haussender der Wutbürger, die in Scharen Trump wählen, gibt der leicht bellizistisch veranlagte Giuliani zum Besten, wie man mit Terror-Banden wie dem „Islamischen Staat“ umzugehen habe: nämlich „schonungslos“.

Trump schwankt zwischen Isolationismus und Intervention

Trump muss das gefallen haben. Drei lange Gespräche, sagt Giuliani, habe er mit dem Bau-Mogul bisher geführt, den er als „engen, persönlichen Freund“ bezeichnet. Ob Trumps harsche Einlassung gegen illegale Einwanderer, ob seine Forderung nach einem Einreiseverbot für Muslime auch auf Giulianis Mist gewachsen ist? Könnte Giuliani in einer Regierung Trump das sicherheitspolitische Profil stärken? Niemand weiß es bisher. Washingtoner Insider vermuten, dass echte Experten zögern werden, sich der Trump-Karawane anzuschließen. Grund: Der Anführer wechselt zu oft zwischen Isolationismus (Assad? „Das soll Putin regeln“) und Intervention (Islamischer Staat? „Die werde ich zur Hölle bomben“).

Bildungsminister unter Ronald Reagan, Drogenbeauftragte der ersten Regierung Bush – und womöglich bald im Stab von Donald Trump: William „Bill“ Bennett.
Bildungsminister unter Ronald Reagan, Drogenbeauftragte der ersten Regierung Bush – und womöglich bald im Stab von Donald Trump: William „Bill“ Bennett. © imago/ZUMA Press | imago stock&people

Unter den weiteren Namen, die Trump um sich versammelt haben soll, fällt Bill Bennett auf. Der ehemalige Bildungsminister unter Ronald Reagan und Drogenbeauftragte der ersten Regierung Bush blickt auf eine Karriere als Buchautor, konservativer Talkshow-Moderator und Glücksspielsüchtiger zurück. In Erinnerung bleibt sein vor laufender Kamera erteilter Vorschlag, wie dem damaligen irakischen Diktator Saddam Hussein Geheimnisse zu entlocken seien: „Nadeln unter die Fingernägel schieben.“

Eine Idee, die auch in Deutschland Anklang fand

Ein Kandidat für den Posten des Finanzministers, sollte Donald Trump tatsächlich Präsident werden: der Hedgefonds-Manager Carl Icahn.
Ein Kandidat für den Posten des Finanzministers, sollte Donald Trump tatsächlich Präsident werden: der Hedgefonds-Manager Carl Icahn. © imago stock&people | imago stock&people

Auf der Flanke Wirtschaft/Finanzen fragen sich US-Medien im Falle einer Wahl, wer Trumps hundertfach gegebenes Versprechen einlösen soll, China für „schändliche“ Währungs-Manipulationen zur Rechenschaft zu ziehen und einst amerikanische Arbeitsplätze aus dem fernöstlichen Riesenreich wieder nach Hause zu holen. In Trumps Reden fällt an dieser Stelle oft der Namen Carl Icahn.

Der milliardenschwere Hedgefonds-Manager könnte als Finanzminister ins Spiel kommen. Der Chef-Ökonom der erzkonservativen Heritage-Stiftung, Stephen Moore, und der Ökonom Arthur Laffer runden das Portfolio ab. Laffer war es, der 1974 einen Glaubenssatz auf eine Serviette kritzelte, der erst Ronald Reagan, dann in England Maggie Thatcher und ab 2000 auch vorübergehend Rot-Grün in Deutschland elektrisierte. Die „Laffer-Kurve“ besagt, dass sinkende Steuern für Bürger und Unternehmen die Staatskassen nicht austrocknen – sondern füllen. Sehr, sehr umstritten. Genau wie Donald Trump.