Istanbul. Ex-Fußballstar Hakan Sükür droht in der Türkei eine lange Haftstrafe. Er soll über Twitter Staatspräsident Erdogan beleidigt haben.

Der ehemalige türkische Fußballstar Hakan Sükür muss sich wegen Beleidigung von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan vor Gericht verantworten. Dem einstigen Torjäger drohten bis zu vier Jahre Haft, berichtete die Nachrichtenagentur DHA am Mittwoch. Der Prozess soll in den nächsten Wochen beginnen.

Die Istanbuler Staatsanwaltschaft wirft Sükür vor, im Februar 2015 Twitter-Nachrichten abgesendet zu haben, die sowohl Erdogan als auch dessen Sohn Bilal beleidigt haben sollen. Die entsprechenden Tweets waren am Mittwoch nicht mehr abrufbar. Unklar blieb, ob sie gelöscht wurden.

Nach schillernder Karriere als Fußballer ging er in die Politik

Hakan Sükür (44) hat eine schillernde Karriere hinter sich. Als Fußballer stieg er in der Türkei zum Idol auf, mit seinem Club Galatasaray Istanbul gewann er im Jahr 2000 den Uefa-Cup. Im Laufe seiner Karriere spielte er unter anderem auch für Inter Mailand, FC Parma und den englischen Club Blackburn Rovers. 2002 nahm er mit der türkischen Nationalmannschaft an der WM in Südkorea teil. Dabei gelang ihm im Spiel um Platz drei mit seinem Treffer nach elf Sekunden das schnellste Tor der WM-Geschichte. Insgesamt traf Sükür 51 Mal im Trikot der Nationalmannschaft – türkischer Rekord.

Nach seiner sportlichen Laufbahn ging Sükür in die Politik und wurde Abgeordneter der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP, die Erdogan mit gegründet hat. Kurz vor dem Bekanntwerden eines Korruptionsskandals Ende 2013 trat Sükür aus der Partei aus. Zurzeit soll sich Sükür nach Medienberichten in den USA aufhalten.

Sükür gilt heute als Anhänger der Bewegung um den Prediger Fethullah Gülen. Erdogan und Gülen waren einst enge Verbündete, seit 2013 sind sie jedoch offen verfeindet. Die Gülen-Bewegung gilt in der Türkei inzwischen nach offizieller Lesart als Terrororganisation. In seiner Austrittserklärung warf Sükür der AKP „feindliche Schritte“ gegen die Anhängerschaft Gülens vor. (W.B./dpa)