New York. Der frühere UN-Generalsekretär Butros-Ghali ist im Alter von 93 Jahren gestorben. Das teilte der UN-Sicherheitsrat am Dienstag mit.

Der frühere UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali ist tot. Der geachtete Staatsmann aus Ägypten sei im Alter von 93 Jahren in einem Krankenhaus in Kairo gestorben, teilte der UN-Sicherheitsrat am Dienstag in New York mit.

Der versierte Diplomat hatte unter anderem den Friedensvertrag seines Landes mit Israel ausgehandelt. Andererseits bleibt er der einzige UN-Generalsekretär mit nur einer Amtszeit - auch weil er stets umstritten war.

Der derzeitige Ratspräsident, der venezolanische UN-Botschafter Rafael Ramirez, verkündete die Nachricht zu Beginn einer Sitzung, in der es um den Konflikt im Jemen gehen sollte. Danach gedachten die 15 Ratsmitglieder in einer Schweigeminute des Ägypters, der zwischen 1992 und 1996 der sechste Generalsekretär der Vereinten Nationen war.

„Er war ein berühmter Kenner des internationalen Rechts“

Er sei „sehr traurig“ über den Tod von Butros-Ghali, sagte der derzeitige UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. „Er war ein berühmter Kenner des internationalen Rechts und hat bemerkenswerte Erfahrung und intellektuelle Fähigkeiten für die Aufgabe mitgebracht, die Vereinten Nationen durch eine der turbulentesten und herausforderndsten Zeiten ihrer Geschichte zu steuern.“

Geboren wurde Butros-Ghali 1922 in eine Familie koptischer Christen in Kairo. Er studierte Jura in seiner Heimatstadt und in Paris. Bald danach wurde er Staatsminister und später stellvertretender Minister im ägyptischen Außenministerium. Als Diplomat machte er sich rasch einen Namen. Butros-Ghali gilt als einer der wesentlichen Architekten des Camp David-Abkommens zur Friedenssicherung im Nahen Osten und des anschließenden Friedensvertrags zwischen Israel und Ägypten.

Zusammenbruch der Sowjetunion, Völkermord in Ruanda

1991 wählte ihn die Vollversammlung der Vereinten Nationen zum Nachfolger des Peruaners Javier Pérez de Cuéllar als Generalsekretär. Anfang 1992 trat er sein Amt an. Doch die Voraussetzungen waren schwierig: Die politischen Zeiten waren unruhig, gerade war die Sowjetunion zusammengebrochen und später in seiner Amtszeit folgten der Völkermord in Ruanda und der Krieg auf dem Balkan. Dass er die Massaker in Ruanda nicht habe verhindern können, sei „der größte Misserfolg seiner Amtszeit“, sagte er später einmal in einem Interview.

Zudem legte sich Butros-Ghali immer wieder mit den USA an und versuchte, deren übermächtigen Einfluss bei den Vereinten Nationen zurückzudrängen. Die US-Regierung unter dem damaligen Präsidenten Bill Clinton reagierte gereizt und blockierte seine Wiederwahl.

Butros-Ghali wurde 1997 von Kofi Annan aus Ghana ersetzt. Er habe bei seinem Amtsantritt gedacht, dass es jetzt nach dem Ende des Kalten Krieges Zeit für eine effektivere Rolle der Vereinten Nationen in der Welt sei, sagte Butros-Ghali bei seiner Abschiedsrede. „Aber die mittleren Jahre der Dekade waren sehr mit Problemen belastet. Ernüchterung hat eingesetzt.“

Im Anschluss an seine Tätigkeit den UN wurde der Ägypter, der verheiratet war, aber keine Kinder hatte, von 1997 bis 2002 Generalsekretär der Internationalen Organisation der Frankophonie, einer Organisation französischsprachiger Länder. (dpa)