Washington. Alt-Präsident George W. Bush wird Montagabend erstmals für und mit seinem Bruder Jeb Bush Wahlkampf machen. Das ist nicht ohne Risiko.

Am Ende bleibt doch alles an der Familie hängen. Nachdem er in New Hampshire Mutter Barbara eingespannt hatte, muss nun der ältere Bruder ran. Jeb Bush, seit Monaten wie auf einem toten Gleis Wahlkampf führender und in den Umfragen abgeschlagener Bewerber für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner, geht vor den für ihn möglicherweise kriegsentscheidenden Vorwahlen in South Carolina gemeinsam mit Alt-Präsident George W. Bush auf Stimmenfang. In Charleston präsentiert sich das Brüder-Paar Montagabend (Ortszeit) zum ersten Mal gemeinsam auf öffentlicher Bühne.

Für „Dabbeljuh“, Präsident Nr. 43, politisch komplett unsichtbar geworden und nur noch der abstrakten Malerei verpflichtet, ist es der erste Wahlkampf-Auftritt seit acht Jahren. Für Jeb Bush ist es Chance und Risiko zugleich. Der Vorgänger von Barack Obama genießt im von vielen Militärstützpunkten überzogenen Bundesstaat einen hervorragenden Ruf (84 Prozent Zustimmungswert). Wenn davon etwas auf den blassen Bruder abfärbt, der im Wettstreit gegen die Lautsprecher Donald Trump, Ted Cruz und Marco Rubio oft wie ein verlegener Teenager wirkt, der in der Tanzschule einen Korb gekriegt hat, umso besser.

Rote Flecken im Gesicht, wenn der Name George W. Bush fällt

Auf der anderen Seite kriegen landesweit viele Amerikaner nach dem bis heute nachwirkenden Irak-Kriegsdesaster noch immer rote Flecken im Gesicht, wenn der Name George W. Bush aus der Versenkung auftaucht. Zu viel Bruderliebe, mutmaßen Kommentatoren, könnte Jeb vollständig aus der Bahn werfen. Zumal der 63-Jährige, der durch seinen Elf-Prozent-Stimmenanteil in New Hampshire das sichere Kampagnen-Aus abwenden konnte, zuletzt immer wieder zu einem rhetorischen Schutzschild griff. Wenn Reporter den früheren Gouverneur Floridas in Sippenhaft nahmen und sein politisches Denken aus dem seines Vaters George H.W. Bush, Präsident Nr. 41, und seines Bruders ableiten wollten, grätschte Bush III konsequent dazwischen: „Ich bin mein eigener Herr.“

In Charleston kommt es deshalb sehr darauf an, wie Bush II sein Lob auf den um Aufmerksamkeit und Unterstützung bettelnden Bruder intonieren wird. Zu viel Umarmung könnte erdrücken und den Kandidaten als unreif bis ungeeignet erscheinen lassen. Zu viel Aussicht darauf, dass Jeb Bush außenpolitisch die Kontinuität seiner familiären Vorgänger im Weißen Haus fortsetzen würde, auch.

Bush will als erstzunehmender Trump-Herausforderer gelten

Für Jeb Bush geht es bei der Vorwahl am kommenden Samstag (20. Februar) darum, nach der Pleite in Iowa (3 Prozent) und dem glimpflichen Ergebnis in New Hampshire als ernst zu nehmender Trump-Herausforderer im Gespräch zu bleiben. Laufen ihm Cruz und Rubio den Rang ab, sieht es für den Großwahltag am 1. März („Super Tuesday“), wenn 14 Bundesstaaten und Außen-Territorien an einem Tag wählen, düster aus. Die Bush-Kampagne stünde wohl vor der baldigen Einstellung.

Darauf setzt vor allem Donald Trump. Als Barbara Bush in New Hampshire mit ihrem Sohn gemeinsam Fernseh-Interviews gab und Jeb als „absolut zuverlässigen und ehrbaren Menschen“, bei dem Amerika in besten Händen sei, spottete der Bau-Löwe sinngemäß: Mama-Söhnchen.