Dresden/Prag/Calais. In 14 Städten Europas wollte Pegida am Samstag demonstrieren. In Dresden kamen bis zu 8000 Anhänger der fremdenfeindlichen Bewegung.

Europaweit haben sich am Samstag Tausende Anhänger der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung für Kundgebungen versammelt. Allein in Dresden schätzte die studentische Initiative „Durchgezählt“ die Zahl der Teilnehmer auf 6.000 bis 8.000. Die Dresdner Redner hetzten gegen Flüchtlinge und gegen die Kirchen, die sich für die Migranten einsetzen: „Nicht um Nächstenliebe geht es im Umgang mit koranischen Gesinnungstätern.“

Zeitgleich fanden in mehreren europäischen Städten Veranstaltungen von Pegida-Ablegern statt, nachdem das Dresdner Pegida-Bündnis zu einem europaweiten „Aktionstag“ aufgerufen hatte. In Prag griffen dabei mehrere maskierte Neonazis Gegendemonstranten an, berichtet der „Tagesspiegel“. Im nordfranzösischen Calais wurde die Pegida-Veranstaltung nach Zusammenstößen mit der Polizei aufgelöst. In Breslau wurde eine Veranstaltung kurzfristig abgesagt.

Weniger Gegendemonstranten als erwartet

Im Vorfeld hatte Pegida allein in Dresden 15.000 Teilnehmer angekündigt – insgesamt 13 Gruppen meldeten Gegenveranstaltungen an. Allerdings nahmen weniger Menschen als erwartet am Gegenprotest teil. Zur zentralen Kundgebung am Theaterplatz kamen etwa 2.000 Menschen.

Zudem fand in der Dresdner Synagoge ein Gottesdienst gegen Pegida statt. Bei seiner Predigt stellte der bisherige Frauenkirchen-Pfarrer Holger Treutmann die weit verbreitete Angst vor dem Fremden in den Mittelpunkt. Dies sei vor allem in Dresden der Fall, sagte der Senderbeauftragte der evangelischen Kirchen beim MDR. Nach Angaben der Jüdischen Gemeinde Dresden war es das erste Mal, dass ein evangelischer Pfarrer in der Synagoge der sächsischen Landeshauptstadt gepredigt hat. Die Jüdische Gemeinde wollte damit ein Zeichen für Interreligiösität setzen.

Tillich fordert konsequentes Vorgehen gegen Gewalttäter

Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Nora Goldenbogen, forderte, „unsere Begriffe von Toleranz“ über die Landesgrenzen hinweg zu verteidigen. „Es ist unsere Pflicht, offen zu sein gegenüber Flüchtlingen und Fremden“, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Jüdische Gemeinde sei eine Zuwanderungsgemeinde und Integration sei für sie Alltag. Aus Erfahrungen wisse sie, „dieser Prozess dauert lange und ist mit Konflikten behaftet“.

Unterdessen hat Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) ein konsequentes juristisches Vorgehen gegen gewalttätige „Pegida“-Anhänger gefordert. Die Redner bei den Demonstrationen nähmen mittlerweile keine Rücksicht mehr und riefen offen zur Gewalt gegen Ausländer oder Politiker auf, sagte der amtierende Bundesratspräsident unserer Redaktion. „Da ist jetzt zunehmend die Staatsanwaltschaft gefragt.“ (epd/dpa)