Villingen-Schwenningen. Unbekannte Täter haben eine scharfe Handgranate auf das Gelände einer Flüchtlingsunterkunft in Villingen-Schwenningen geworfen.

Unbekannte haben in der Nacht zum Freitag einen Anschlag mit einer Handgranate auf eine Flüchtlingsunterkunft in Villingen-Schwenningen verübt. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur landete eine scharfe Handgranate auf dem Gelände der Unterkunft im Schwarzwald-Baar-Kreis. Der Sicherheitssplint war demnach gezogen, die Granate explodierte jedoch nicht.

Sicherheitskräfte hatten den Sprengkörper gegen 1.15 Uhr auf dem Areal der Unterkunft entdeckt. Spezialisten des Entschärfungsdienstes vom Landeskriminalamt in Stuttgart hätten ihn dann noch auf dem Gelände gesprengt, sagte ein Sprecher der Polizei Tuttlingen. Dazu hätten 20 der 176 Menschen in der Unterkunft ihre Wohnungen kurzzeitig verlassen müssen. Niemand sei zu Schaden gekommen.

Die Granate sei mit Sprengstoff gefüllt gewesen. Ob sie einen Zünder hatte, sei noch unklar, teilte das Polizeipräsidium Tuttlingen mit – ebenso wie die Hintergründe der Tat. „Die Ermittlungen laufen in alle Richtungen“, hieß es. Eine Sonderkommission bearbeite den Fall.

Maas verurteilt Handgranaten-Anschlag auf Flüchtlingsheim

Bundesjustizminister Heiko Maas hat den Handgranaten-Anschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft im baden-württembergischen Villingen-Schwenningen scharf verurteilt. „Das Ausmaß der Gewalt ist erschreckend“, erklärte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin. „Wir können alle nur dankbar sein, dass dieses Mal niemand verletzt wurde.“

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„Die Täter dürfen nicht ungestraft davonkommen. Sie müssen konsequent ermittelt und bestraft werden“, forderte Maas. Die Zunahme der Angriffe auf Flüchtlinge sei dramatisch. „Die neue Qualität der Hetze und Gewalt muss allen Demokraten ein Ansporn sein, noch entschiedener für unsere offene und tolerante Gesellschaft einzutreten“, mahnte der Minister. „Sprengkörper auf Flüchtlingsheime fliegen heute schon, wir dürfen nicht abwarten, bis es die ersten Toten gibt.“ Er habe daher die Länderjustizminister eingeladen, um darüber zu beraten, wie die Zusammenarbeit verbessert werden könne.

Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) war schockiert: „Das ist wirklich unfassbar, dass jetzt schon mit Handgranaten – quasi mit militärischen Waffen – auf Asylsuchende losgegangen wird.“ (dpa/rtr/epd)