Berlin. Die Bundeswehr wird immer mehr international gefordert. Derzeit ist sie in 15 Auslandseinsätzen unterwegs. Den ersten gab es in Marokko

Zu wenig Personal, zu wenig und zu schlechtes Material – die Klagen über die Ausstattung der Bundeswehr sind nicht neu. Sie werden immer lauter, je mehr Aufgaben die Truppe übernehmen muss. Und die Zahl dieser Aufgaben hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Inzwischen ist die Bundeswehr mit 2956 Soldaten an nicht weniger als 15 Auslandseinsätzen beteiligt. „Heute ist die Bundeswehr die Armee eines Landes, das sich zu seiner Verantwortung in der Welt bekennt“, sagte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) in der Festrede zu 60 Jahren Bundeswehr. Ein Überblick über aktuelle Einsätze der Truppe:

Syrien Dort findet der aktuellste Einsatz der Bundeswehr statt. Offizieller Titel: „Counter Daesh“, was so viel heißt wie „Kampf gegen die Terrormiliz IS“. Konkret unterstützt die Bundeswehr dabei die französische Armee, indem sie eine Fregatte ins Mittelmeer geschickt hat und mit Tornado-Jets Aufklärungsarbeit über Syrien leistet. Ein Tankflugzeug unterstützt andere Kampfjets in der Luft. Rund 1200 Bundeswehrsoldaten können dafür eingesetzt werden - vor Ort sind aktuell 420 Soldaten. Zunächst 134 Millionen Euro sind für den Einsatz bis Ende dieses Jahres eingeplant. Diskutiert wird eine Ausweitung des Syrien-Einsatzes im Rahmen der Nato. Dann würde die Bundeswehr den syrischen Luftraum mit Awacs-Flugzeugen überwachen.

Afghanistan Am Hindukusch geht der bisher größte Auslandseinsatz weiter. 13 Jahre lang hatte sich die Bundeswehr dort mit zeitweise mehr als 4000 Soldaten an einem Kampfeinsatz beteiligt. Nach dessen offiziellem Ende zum Jahresanfang 2015 geht es nun unter dem Titel „Resolute Support“ um die „entschlossene Unterstützung“ und um die Ausbildung der afghanischen Armee, aber auch weiterhin um militärische Aufklärung. Bis zu 980 deutsche Soldaten können in Masar-i-Sharif stationiert sein – vorläufig bis Ende dieses Jahres. 245 Millionen Euro soll das kosten.

Kosovo Fast völlig unterhalb des Radars der deutschen Öffentlichkeit läuft der immer noch zweitgrößte Einsatz der Bundeswehr im Ausland ab – und das, obwohl er mitten in Europa stattfindet: Im Kosovo sind noch immer Bundeswehrsoldaten stationiert, derzeit sind es exakt 698. Der Einsatz läuft schon seit 1999 und hat inzwischen – nach der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 2008 – das Ziel, die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten. Zuletzt wurde der Einsatz im Sommer 2015 für ein Jahr verlängert. Die Kosten für dieses eine Jahr: 46,5 Millionen Euro.

Liberia In dem Land an der Spitze Westafrikas findet der kleinste Einsatz mit nur drei Soldaten statt. Das offizielle Ziel: „Schutz der Bevölkerung und die Unterstützung von humanitären Hilfsleistungen“. Im Bundeshaushalt sind dafür 600.000 Euro bis zum Ende dieses Jahres bewilligt.

Mittelmeer Im südlichen Mittelmeer, zwischen Sizilien und den Küsten von Tunesien und Libyen kreuzen zwei deutsche Kriegsschiffe, um Boote von Schleusern aufzubringen und Flüchtlinge aus Seenot zu retten. 246 deutsche Soldaten sind an dieser internationalen Mission beteiligt. In dem Jahr, für das der Bundestag den Einsatz bislang genehmigt hat, kostet er 42,3 Millionen Euro. Nachdem im August 2015 an Bord der Fregatte „Schleswig-Holstein“ ein somalisches Mädchen zur Welt kam, heißt der Einsatz „Operation Sophia“.

Marokko Der allererste Bundeswehreinsatz im Ausland startete übrigens am 2. März 1960: Damals schickte die Bundesregierung ein Sanitätsbataillon nach Marokko, um nach einem Erdbeben in der Stadt Agadir Hilfe zu leisten.

Debatte Gerade erst diskutiert wird ein Einsatz in Libyen. „Noch keine konkreten Planungen“, heißt es dazu aus dem Verteidigungsministerium.

Inland In der Debatte ist auch immer ein Einsatz der Bundeswehr in Deutschland. Bislang gab es ihn nur bei der aktuellen Flüchtlingskrise und bei Naturkatastrophen.