Rom. Die Behörden in Rom nehmen Rücksicht auf ihren Gast: Für den iranischen Präsidenten Hassan Rohani verhüllten sie nackte antike Figuren.

Aus Respekt vor dem Glauben des iranischen Präsidenten Hassan Rohani haben die Behörden in Roms Kapitolinischen Museen mehrere nackte Statuen verhüllt. Zahlreiche Nachrichtenseiten veröffentlichten am Dienstag im Internet Fotos von schrankähnlichen Konstruktionen, hinter denen die Skulpturen verschwanden.

Rohani hatte am Montagabend den italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi auf dem Kapitolshügel getroffen und war später in den Museen vor die Presse getreten. Aus Rücksicht auf den muslimischen Glauben Rohanis sei beim Abendessen auch kein Wein serviert worden, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa.

Privataudienz bei Papst Franziskus

Am Dienstag hatte Papst Franziskus den iranischen Präsidenten zu einer Privataudienz empfangen. „Ich hoffe auf den Frieden“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche nach dem 40-minütigen Treffen. „Bitte beten Sie für mich“, bat Irans Regierungschef den Papst zum Abschied. Das Treffen unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen gilt als Höhepunkt der Europareise des iranischen Präsidenten. Nach dem Ende der Sanktionen stehen Wirtschaftskontakte im Mittelpunkt.

Rohani und Franziskus hätten unter anderem über das jüngste Atomabkommen gesprochen. Auch die wichtige Rolle des Landes bei der Suche nach politischen Lösungen für die Konflikte in der Nahost-Region sei erörtert worden. Dabei seien sich beide einig gewesen, dass für den Frieden der Dialog zwischen den Religionen sowie Toleranz sehr wichtig seien.

Rohani habe dem Papst einen handgewebten Teppich und ein Buch mit persischen Miniaturen geschenkt, der Papst habe die Geste mit einem Medaillon des heiligen Martin erwidert. „Dies ist eine Darstellung von Martin, der den Mantel teilt, um einem Armen zu helfen“, zitierte die Nachrichtenagentur Ansa den Pontifex. „Es ist ein Zeichen der Brüderlichkeit.“

Seit 1953 diplomatische Beziehungen

Zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Iran bestehen seit 1953 diplomatische Beziehungen. Obwohl es nicht der erste Besuch eines iranischen Staatsoberhauptes bei einem Papst war, wurde die Audienz bereits im Vorfeld als symbolträchtig interpretiert. Der schiitische Iran sendet dem sunnitischen Erzfeind Saudi-Arabien damit eine Botschaft: Der Iran hat keine Differenzen mit den Christen. 1999 war bereits Rohanis Vorgänger Mohammed Chatami mit Johannes Paul II. zusammengetroffen.

Anlässlich des Treffen warfen Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International dem Iran Heuchelei in Bezug auf die Wahrung von Menschenrechten vor. Im Iran würde laut einem Amnesty-Bericht Verurteilten die Hinrichtung drohen – wegen Straftaten, die sie als Minderjährige begangen hätten.

Dabei handle es sich um mindestens 49 Personen, von denen zahlreiche bereits seit Jahren auf die Vollstreckung der Todesurteile warteten würden. Obwohl es 2013 erste Reformen im Jugendstrafrecht gab, halte der Iran an seinen Gesetzen fest, so Amnesty. Schon neunjährige Mädchen und 15-jährige Jungen können zum Tode verurteilt werden. (dpa/epd)