Köln/Hamburg/Wiesbaden. Laut Bundeskriminalamt gab in der Neujahrsnacht sexuelle Übergriffe in elf Bundesländern. Medien zitieren aus vertraulichem Bericht.

Nach einem vertraulichen Lagebericht des Bundeskriminalamtes (BKA) hat es in der Silvesternacht in elf Bundesländern sexuelle Übergriffe auf Frauen gegeben. Das berichten Süddeutsche Zeitung, WDR und NDR. Demnach gab es in dieser Nacht weitaus mehr Fälle von sexueller Gewalt und Trickdiebstahl oder Raub, als bisher bekannt.

Die Innenministerkonferenz hatte dem Bericht zufolge die Untersuchung in Auftrag gegeben. Gezählt wurden Sexualstraftaten, die aus Gruppen heraus im öffentlichen Raum begangen wurden, und Fälle, in denen Opfer mit Methoden bestohlen oder beraubt wurden, die dem sogenannten „Antanz-Trick“ ähneln.

Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, gab es mit Abstand die meisten Fälle in Nordrhein-Westfalen und in Hamburg. In Hamburg sind bislang 195 Anzeigen eingegangen, der Großteil ausschließlich wegen Sexualdelikten; die Polizei konnte acht Verdächtige ermitteln. In Köln, Düsseldorf und Bielefeld sind 1076 Taten bekannt, dem Bericht zufolge 692 Fälle von Körperverletzung, Diebstahl oder Raub und 384 Sexualdelikte, 116 davon in Verbindung mit Diebstahl oder Raub. In dem Bericht ist die Rede von 72 ermittelten Verdächtigen, zwölf davon mit deutscher, 60 mit anderer Nationalität. Verdächtig sind neben den Deutschen unter anderem Algerier, Iraker, Afghanen und Syrer.

Fast alle Opfer Frauen, fast alle Täter Männer

Weitere Fälle gab es in Bayern (27, Schwerpunkte Nürnberg und München), in Berlin (6), in Baden-Württemberg (25) und in Hessen (31). In Bremen wurden elf Diebstähle mit „Antanz-Trick“ gemeldet – ohne sexuelle Übergriffe. Laut Bericht ist das Phänomen in Niedersachsen, Brandenburg, Sachsen, Rheinland-Pfalz und Saarland Phänomen in zum Teil sehr abgeschwächter Form aufgetreten. Überhaupt keine Anzeigen zu solchen Fällen sind in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen eingegangen. Stichtag der Auswertung war der 13. Januar, die Ermittlungen laufen weiter.

Bis auf wenige Ausnahmen sind die Opfer weiblich und die Tatverdächtigen junge Männer. Bisher gibt es keine Hinweise auf Organisierte Kriminalität. In dem Bericht heißt es, es sei ausdrücklich nach Erkenntnissen zu den Tätern und Tätergruppen gefragt worden. Wie schwierig die Eingrenzung bei nicht ermittelten konkreten Verdächtigen ist, werde aus den Formulierungen der beteiligten Behörden deutlich. So sprächen die einen über „Tatverdächtige mit arabischem Erscheinungsbild“, andere über Männer mit „südländischer Erscheinung“, wieder andere über Männer mit „nordafrikanischem/arabischem/südeuropäischem/osteuropäischem“ Aussehen, „augenscheinlichem Migrationshintergrund“ oder „ausländischem Erscheinungsbild“. Dabei werde nicht erklärt, worin der Augenschein bestehe oder wie vom Aussehen auf die Nationalität geschlossen werden konnte. (moi)