Köln. Aus Salafistenkreisen kommen Vorwürfe, die Opfer der Silvester-Übergriffe hätten die Taten mit Parfüm und ihrer Kleidung provoziert.

Wirbel um angebliches Zitat eines Kölner Imams, Frauen seien durch den Gebrauch von Parfüm mitschuldig an den Übergriffen in der Silvesternacht. Ein russischer Sender berichtete, der Geistliche habe das in einem Interview mit dem Sender gesagt. In dem Beitrag fällt das Zitat nicht – aber es gab bereits eine ähnlich empörende Stellungnahme einer salafistischen Seite auf Facebook.

Der Sender ren.tv berichtet, der Prediger Sami-Abu Yusuf habe in dem Interview gesagt, die Frauen seien angegriffen worden, weil sie sich parfümiert hätten. Wenn Frauen halbnackt unterwegs seien und Parfüm verwendeten, dann sei das wie Öl ins Feuer zu gießen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Nach Angaben des „Express“ ist er der Imam der Al Tauhid Moschee in Köln-Kalk und predigt dort salafistische Ansichten. Die Moschee war 2004 bereits einmal Schauplatz einer Razzia zur Aufhellung möglicher Gefahren und Gefahrenabwehr, wie es damals hieß.

In dem Videobeitrag ist der Prediger zu sehen, die Zitate fallen in dem Ausschnitt aber nicht. Sie stehen aber in einer Tradition, wie der Mainzer FDP-Politiker Tobias Huch sagt. Huch ist mit seinem Einsatz für Jesiden und Kurden sowie seinen Stellungnahmen und Petitionen gegen Salafisten und Islamisten zu einer Reizfigur für diese Kreise geworden. „Diese Aussage ist typische Denkweise der Salafisten. Auch andere Salafisten und eine große salafistische Online-Plattform haben die Vergewaltigung von Frauen gerechtfertigt“, so Huch.

„Nackte Antilopen vor Löwe“

Er spielt auf die Seite MuslimStern mit mehr als 20.000 Fans an. In einer am 7. Januar veröffentlichten Stellungnahme zu den Kölner Vorfällen hieß es, Frauen sollten sich überlegen, ob es klug sei, sich leicht bekleidet und angetrunken zwischen Horden alkoholisierter Männer zu begeben. Die Frau trage Verantwortung: „Man kann nicht vor einen Löwen eine nackte Antilope werfen und erwarten, dass sich nichts regt.“ Der Beitrag war nach einiger Zeit und heftigen Reaktionen verschwunden, Huch hatte aber einen Screenshot gemacht. Es sei eine übliche Taktik von Salafisten, an die eigenen Anhänger gerichtete Texte zu posten und sie zu löschen, wenn sie in größerem Umfang ein anderes Publikum erreichen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Die Seite hatte die Übergriffe zwar auch unislamisch genannt und von den Tätern Reue eingefordert. Als Konsequenz aus den Vorfällen hatte sie sich aber auch für ein Alkoholverbot in Deutschland ausgesprochen.

Von den Machern des Blogs Erasmus-Monitor, das die militante Salafmismus-Szene intensiv beobachtet, heißt es ebenfalls, die kolportierten Aussagen von Sami Abu-Yusuf fügten sich in das vorherrschende Frauenbild der Salafisten-Szene nahtlos ein: „Nicht-muslimische Frauen, die zudem nicht der strengen Kleiderordnung von Salafisten folgen, gelten als unrein und verdienen in deren Augen somit auch keine respektvolle Behandlung.“

Salafisten stünden sexuell motivierten Straftaten wie denjenigen an Silvester in Köln generell ablehnend gegenüber. Sie lieferten aber einen willkommenen Anlass, sowohl gegen den Lebensstil westlicher Frauen als auch gegen die „fehlgeleiteten“ mutmaßlich muslimischen Täter zu agitieren. „Ihnen soll das eigene Lebensmodell als Ideal gegenübergestellt werden, um zu suggerieren, dass die Taten von Köln so nicht hätten passieren können, wären Täter und Opfer ihrem Beispiel gefolgt.“