Islamabad. Schusswechsel und Explosionen: Islamisten stürmen eine Universität in Pakistan und schießen um sich. Mindestens 21 Menschen sterben.
Mutmaßliche islamistische Extremisten haben in Pakistan eine Universität nahe der Stadt Peshawar überfallen. Mindestens 21 Menschen sind bei dem Angriff auf das Gelände der Bacha Khan University in der Stadt Charssada getötet worden.
Vier Bewaffnete wurden der Armee zufolge getötet. Ein Militärsprecher twitterte nach mehr als dreistündigen Kämpfen am Mittag, die Schusswechsel hätten aufgehört. Die Angreifer sollen im Schutze des winterlichen Morgennebel über die Mauern im hinteren Teil des Campus geklettert sein. Die Universität liegt außerhalb der Stadt auf einer großen freien Fläche und ist von Feldern umgeben. Vier Angreifer sollen getötet worden sein.
Das Fernsehen zeigte Bilder vom Haupttor der Uni, wo besorgte Eltern und zahlreiche Rettungswagen zu sehen waren. Die Universität befindet sich in Charsadda in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa im Nordwesten des Landes.
Mindestens 50 Menschen sind laut dem Fernsehsender Dunya verletzt worden. Es gab andauernde Schusswechsel, Medien berichteten von Explosionen. Laut der „New York Times“ wurden außerdem vier Sicherheitsmänner der Universität und ein Polizist getötet. Die Polizei bestätigte das nicht.
Viele Verletzte in kritischem Zustand
Nach Angaben eines Angestellten im Krankenhaus der Stadt, Rashid Khan, wurden dort bisher 15 Verletzte und vier Tote eingeliefert. Vier der Verletzten seien angeschossen worden. Drei seien in „kritischen Zustand“ und würden nach Peshawar gebracht.
Ein Student berichtete dem Fernsehsender ARY TV von vier oder fünf Angreifern, die „Allahu akbar“ riefen und überall in den Räumen herumschossen. „Wir haben uns hinter den Bänken in den Seminarräumen versteckt“, sagte der Student dem Sender. Bis zum Mittag (Ortszeit) wurden zudem vier der Angreifer getötet, wie ein Sprecher des Militärs sagte. Ein Sprecher der Polizei hatte zuvor von „etwa einem halben Dutzend“ bewaffneter Männer gesprochen.
Provinz ist Hochburg der Taliban
Der Angriff hatte gegen 9.30 Uhr (Ortszeit) begonnen. Kurz darauf trafen Einheiten des Militärs ein. Fernsehbilder zeigten, wie Hunderte Studenten aus der Universität flohen. „Die Operation ist beendet und das Universitätsgelände ist gesichert worden”, erklärte ein Armeesprecher im Laufe des Tages. Premierminister Nawaz Sharif verurteilte den Anschlag scharf. “Diejenigen, die unschuldige Studenten und Bürger töten, haben keinen Glauben oder Religion“, erklärte er.
Zunächst hatte sich die pakistanische Terrororganisation Tehreek-i-Taliban Pakistan (TTP) zu dem Anschlag bekannt, die Beteiligung kurze Zeit später jedoch dementiert. In Pakistan sind mehrere konkurrierende Terrorgruppen aktiv.
Die Provinz Khyber Pakhtunkhwa ist eine Hochburg islamistischer Taliban-Kämpfer. Im Dezember 2014 hatten Islamisten in einer Schule in Peshawar 136 Kinder umgebracht. Die Tat wurde zum nationalen Trauma und zum Ausgangspunkt einer neuen Strategie gegen einige der militanten Gruppen im Land, vor allem gegen die verschiedenen Talibangruppen.
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sprach von einem feigen Anschlag auf Unschuldige, die Jugend und die Zukunft Pakistans. Er richte sich zudem gegen alle, die an Kraft und Wichtigkeit der Bildung glaubten. Mogherini sicherte Pakistan den Beistand der Europäischen Union zu. (dpa/les)