Berlin. Die sechs Bundeswehr-Tornados können in Syrien nicht in der Nacht fliegen. Nach der Umrüstung blendet das zu helle Cockpitdie Piloten.

Das neue Jahr ist noch gar nicht alt, da gibt es schon wieder eine Materialpanne bei der Bundeswehr. Diesmal geht es um die Tornados in Syrien. Das Problem klingt banal – hat aber Auswirkungen: Eine neue Software (Assta-3) wurde in den Cockpits installiert – was dazu führt, dass diese in der Nacht stärker als bisher reflektieren. Piloten, die bei Dunkelheit eine Nachtsichtbrille tragen müssten, würden so geblendet. Sechs deutsche Tornados sind aktuell im türkischen Incirlik stationiert. Seit Anfang Januar liefern sie Aufklärungsfotos im Kampf gegen den „Islamischen Staat“ (IS).

28 Aufklärungsflüge seit Anfang Januar

Ein Sprecher der Luftwaffe kommentierte die entsprechende Meldung in der „Bild“-Zeitung so: Bisher seien die deutschen Tornados noch gar nicht für Nachtflüge angefragt worden. Ohnehin seien die deutschen Flieger für Aufklärung zuständig, lieferten der internationalen Allianz gegen den IS hoch aufgelöste und detailgetreue Bilder. Und in der Nacht seien die Aufklärungsbilder bei Weitem nicht so gut wie am Tag. Seit Januar haben die deutschen Tornados 28 Aufklärungsflüge über Syrien und dem Irak absolviert.

Jetzt arbeitet die Luftwaffe an einer schnellen Lösung. Das Problem soll im Februar durch eine Nachbesserung im Cockpit gelöst werden. Dies werde vor Ort in Incirlik geschehen, sagte ein Sprecher. Wie genau diese Nachbesserung aussehen soll, will die Bundeswehr aus Sicherheitsgründen nicht sagen. Aktuell besitzt die Bundeswehr 85 Tornados. Davon sind 43 Maschinen mit der Software Assta-3 ausgestattet.

„Verschlimmbesserung durch Modernisierung“

Hans-Peter Bartels, Wehrbeauftragter der Bundestages, glaubt, dass die neuen Probleme hausgemacht sind: ,,Hier holen Versäumnisse der Vergangenheit die Luftwaffe ein.“ Die Assta-3-Modernisierung sei bereits vor Jahren auf den Weg gebracht worden. ,,Wenn umgerüstet wird, sollte man das nicht auch noch in mehrere Schritte zerlegen, sondern natürlich alles auf einmal machen“, sagte Bartels dieser Zeitung.

Tobias Lindner, Rüstungsexperte der Grünen, spricht von einer „Verschlimmbesserung durch Modernisierung“. Aus seiner Sicht haben die Pannen bei der Bundeswehr ein Muster: „Oft sind es winzige Details, die eine große Auswirkung haben“, sagte dieser Zeitung.

Rüstungsprobleme sind für Verteidigungsminister immer kritisch. Die Kostensteigerung und andere Probleme bei der Aufklärungsdrohne Euro Hawk hätten Anfang 2013 den damaligen Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) fast das Amt gekostet. Seine Nachfolgerin Ursula von der Leyen (CDU) ist bisher nicht in Bedrängnis geraten, obwohl es Probleme mit dem Gewehr G36 gab. Sie räumte das Thema geschickt ab – jetzt bekommt die Bundeswehr ein neues Gewehr.

Einsatz der Bundeswehr in Libyen wird konkreter

Unterdessen wird eine neuer Einsatz für die deutsche Soldaten konkreter. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach am Dienstag mit seinem tunesischen Kollegen Khemaies Jhinaoui über einen möglichen Ausbildungseinsatz der Bundeswehr für libysche Sicherheitskräfte. Sobald die neue Einheitsregierung in Tripolis installiert sei, werde „Tunesien in Partnerschaft mit Deutschland helfen, Menschen auszubilden – in allen Bereichen, wo es in Libyen Bedarf gibt, und dazu gehören auch die Kräfte des Innenministeriums“, sagte Jhinaoui.

Zuvor hatte Ursula von der Leyen gesagt, sie schließe einen Einsatz der Bundeswehr zur Stabilisierung Libyens nicht aus. Auch das nordafrikanische Land wird vom IS bedroht.