London. Eine Oxfam-Studie zeigt: Wenige Superreiche besitzen so viel wie 3,6 Milliarden Menschen zusammen. Eine Ursache ist die Steuerflucht.

Die Kluft zwischen Arm und Reich wird weltweit immer größer. Die 62 reichsten Menschen haben nach Berechnungen von Oxfam so viel Besitz angehäuft, dass sie über genauso viel Vermögen wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung – 3,6 Milliarden Menschen – verfügen. Die Ungleichheit nehme immer dramatischere Formen an, warnt die britische Hilfsorganisation kurz vor Eröffnung des Weltwirtschaftsforums in Davos in einem Bericht. Schuld daran seien nicht zuletzt die Steueroasen für Reiche und Superreiche.

„Wir leben in einer Welt, deren Regeln für die Superreichen gemacht sind“, sagte Tobias Hauschild von Oxfam. „Nötig ist dagegen ein Wirtschafts- und Finanzsystem, von dem alle profitieren.“ Konzerne dürften sich nicht länger aus ihrer Verantwortung stehlen. Sie müssten ihre Gewinne dort versteuern, wo sie sie erwirtschaften.

Arme werden ärmer, Reiche werden reicher

Die Unterschiede zwischen Arm und Reich vergrößern sich laut Oxfam noch schneller, als zuletzt befürchtet worden war. So sei das Vermögen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung in den vergangenen fünf Jahren um rund eine Billion US-Dollar geschrumpft, heißt es in der Studie der Organisation. Das sei ein Rückgang um 41 Prozent – obwohl die Bevölkerung in dieser Zeit erheblich zugenommen habe. Das Vermögen der reichsten 62 Menschen sei in diesem Zeitraum dagegen um mehr als eine halbe Billion US-Dollar gewachsen.

Als Gegenmaßnahme fordert Oxfam die Bekämpfung der Steuerflucht, höhere Investitionen in den öffentlichen Sektor sowie Anstrengungen, die Einkommen von Niedrigst-Verdienern zu erhöhen. Insbesondere die Steuerflucht sehen die Autoren der Studie als großes Problem an. Die Investitionen von Unternehmen in Steuerparadiesen hätten sich zwischen 2000 und 2014 vervierfacht. Neun von zehn der weltweit führenden Großunternehmen hätten Präsenzen in mindestens einer Steueroase. Alleine mit den Einnahmen, die afrikanische Staaten dadurch verlören, ließe sich die Gesundheitsversorgung für Mütter und Kinder auf dem Kontinent sicherstellen. Das würde pro Jahr rund vier Millionen Kindern das Leben retten. (dpa)