Ouagadougou. In Burkina Faso haben Islamisten ein Hotel attackiert und mehrere Menschen erschossen. Unter den Opfern sind mindestens zehn Ausländer.

Die Zahl der Opfer des islamistischen Terroranschlags in Burkina Faso ist dem Präsidenten zufolge auf 28 gestiegen. Mehr als 50 Menschen wurden bei dem Al-Kaida-Attentat in der Hauptstadt Ouagadougou teils schwer verletzt, wie Präsident Roch Marc Christian Kaboré erklärte. Unter den Opfern sind viele westliche Ausländer.

Bei der Erstürmung des von den Terroristen angegriffenen Restaurants und des Hotels durch die Sicherheitskräfte am Samstagmorgen wurden 156 Geiseln befreit. Drei Angreifer seien getötet worden. Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQMI) bekannte sich zu dem Anschlag. Präsident Roch Marc Christian Kaboré, sagte in einer Rede an die Nation am Samstagabend, „wir werden siegreich aus dem Krieg hervorgehen, den (die Terroristen) unserem Volk und den anderen Staaten der Welt aufzwingen.“ Er ordnete eine dreitätige Staatstrauer an.

Unter den Toten waren auch mindestens zwölf Ausländer - zwei Schweizer, ein Niederländer, ein US-Amerikaner und sechs Kanadier, wie die Außenministerien der Herkunftsländer mitteilten. Französische Medien berichteten zudem von drei toten Franzosen. Die Nationalitäten der übrigen Opfer blieben zunächst unklar. Am Samstag sprachen die Behörden zunächst von 26 Opfern.

Bei den Schweizer Opfern handelte es sich der „Neue Zürcher Zeitung am Sonntag“ zufolge um den früheren Post-Chef und Abgeordneten Jean-Noël Rey sowie den Walliser Abgeordneten Georgie Lamon. Sie seien zur Einweihung einer Schulkantine nach Burkina Faso gereist. Das niederländische Opfer, der 67-jährige Arie Houwelig, war laut Außenministerium in Burkina Faso für eine Hilfsorganisation tätig. Der getötete US-Amerikaner Michael James Riddering war Medienberichten zufolge ein in Burkina Faso lebender Missionar.

Australisches Paar im Norden entführt

Am Samstag wurde im Norden des Landes, unweit der malischen Grenze, zudem ein australisches Paar von mutmaßlichen islamistischen Extremisten entführt. Der Arzt und seine Frau seien bei Djibo nahe der malischen Grenze entführt worden, erklärte am Samstagabend der Kommunikationsminister des westafrikanischen Landes, Remi Dandjinou. Es war zunächst nicht klar, ob die Entführung mit dem Anschlag vom Freitagabend in der burkinischen Hauptstadt Ouagadougou in Verbindung stand. Für die Region im Norden des Landes gelten Reisewarnungen, der Arzt betreibt dort jedoch seit vielen Jahren eine Klinik.

Das Innenministerium in Ouagadougou hatte am Samstag zunächst irrtümlich von einem österreichischen Ehepaar gesprochen. Das Außenministerium in Wien hatte daraufhin mitgeteilt, dass wegen des Falles ein Krisenstab aktiviert worden sei. Man stehe im engen Kontakt mit der nächstgelegenen Botschaft im senegalesischen Dakar.

Das Auswärtige Amt warnt vor Reisen in die nördlichen Region an der Grenze zu Mali. Der von der Sahara geprägte Norden Malis gilt als Rückzugsgebiet von Al-Kaida-Kämpfern. Das französische Außenministerium hatte unlängst wegen Hinweisen auf drohende Entführungen auch vor Reisen in einen Nationalpark im Osten von Burkina Faso an der Grenze zu Niger gewarnt.

Vier Angreifer getötet

Die vermummten Attentäter hatten ihren Angriff am Freitagabend begonnen. Nach bisherigen Erkenntnissen eröffneten sie zunächst das Feuer im Restaurant „Cappuccino“ und griffen dann das bei ausländischen Geschäftsleuten und Diplomaten beliebte Hotel „Splendid“ an, das mit 147 Zimmern zu den größten der Stadt gehört.

Die Angreifer verschanzten sich dort stundenlang, bis örtliche Sicherheitskräfte und französische Truppen das Gebäude am Samstagmorgen stürmten. Dabei wurden nach Angaben des Innenministeriums 126 Menschen aus der Gewalt der Angreifer befreit, weitere 30 wurden im „Cappuccino“ in Sicherheit gebracht.

Laut der US-Organisation Site, die Dschihadisten-Propaganda analysiert, bekannte sich die Terrorgruppe Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQMI) zu der Attacke. Laut Berichten der Nachrichtenagenturen Reuters waren unter den Tätern auch zwei Frauen. Die islamistischen Angreifer hätten sich nach eigenen Angaben verschanzt und würden gegen „Feinde der Religion“ kämpfen, hieß es. AQMI sprach demnach von 30 getöteten „Kreuzzüglern“.

Was ist passiert?

Der Angriff begann gegen 19.30 Uhr Ortszeit (20.30 Uhr MEZ). Nach bisherigen Erkenntnissen eröffneten sie zunächst das Feuer im Restaurant „Cappuccino“ und griffen dann das gegenüberliegende Hotel an, das zu den größten der Stadt gehört. Die Umgebung wurde weitgehend abgeriegelt. Dann kam es zu einem heftigen Gefecht mit den anrückenden Sicherheitskräften. Explosionen erschütterten die Umgebung.

Die Sicherheitskräfte riegelten die Umgebung des Splendid-Hotels ab. Nach einer einstündigen Feuerpause rückten sie Augenzeugen zufolge in zwei Gruppen in den Eingangsbereich vor, der teilweise in Flammen stand. Bei dem Einsatz wurden sie der Regierung zufolge von französischen Soldaten unterstützt, die in der ehemaligen Kolonie stationiert sind. Kommunikationsminister Remis Dandjinou teilte über den Kurznachrichtendienst Twitter mit, dass rund 30 Geiseln befreit worden seien, darunter auch Arbeits- und Sozialminister Clement Sawadogo. Zehn Leichen seien auf der Terrasse des gegenüberliegenden Cafes gefunden worden. Der Einsatz dauere an. Der französischen Botschaft zufolge wurde eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Sie rief ihre Landsleute in der Stadt auf, zu Hause zu bleiben.

Die Sicherheitskräfte aus Burkina Faso wurden von französischen Soldaten unterstützt, die in der ehemaligen Kolonie stationiert sind.
Die Sicherheitskräfte aus Burkina Faso wurden von französischen Soldaten unterstützt, die in der ehemaligen Kolonie stationiert sind. © REUTERS | STRINGER

Der Angriff vom Freitag erinnerte stark an eine ähnliche Attacke vor knapp zwei Monaten in Malis Hauptstadt Bamako. Dort hatten sunnitische Fundamentalisten viele Menschen in einem bei Ausländern beliebten Hotel, dem „Radisson Blu“, als Geiseln genommen. Rund 20 Menschen wurden getötet. Auch für diese Tat wurden mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbundene Islamistengruppen verantwortlich gemacht. In Mali sind auch Bundeswehrsoldaten stationiert. Sie helfen im Rahmen eines UN-Einsatzes, das Land nach einem Islamisten-Aufstand im Jahr 2012 wieder zu stabilisieren.

Der Libyen-Beauftragte der Vereinten Nationen (UN), Martin Kobler, warnt vor einem Islamisten-Bündnis in Nordafrika. Es sei zu erkennen, dass die Extremisten-Miliz Islamischer Staat in diese Richtung ziele um einen Schulterschluss mit Gruppen südlich von Libyen wie zum Beispiel die nigerianische Boko Haram zu schließen, sagte der deutsche Diplomat zu „Bild“ (Samstagausgabe). „Das muss die internationale Gemeinschaft unbedingt verhindern.“ Dazu sei es auch wichtig, dass Libyen stabilisiert werde. So lange es in Libyen keinen funktionierenden Staat gebe, sei das Land ein idealer Rückzugs- und Operationsraum für Islamisten. (dpa/rtr)