Berlin. Vor allem Politiker bekommen derzeit viel ab in den sozialen Netzwerken. Grünen-Politikerin Renate Künast trollte auf Facebook nun zurück.

Was sind das nicht für goldene Zeiten für Hass-Kommentatoren. Flüchtlingskrise, Terrorgefahr, Köln: Besonders die Politik ist in diesen Tagen gefordert, und das vergrößert die (vermeintliche) Angriffsfläche. Umso schneller ist ein hetzerischer Kommentar bei Twitter, Facebook und Co. geschrieben, wenn man anderer Meinung ist (oder einfach nur mal rummotzen will). Kommentare zu Postings von Politikern, die jenseits der Grenze des guten Geschmacks liegen, gehören mittlerweile zum Alltag. Auch bei Renate Künast. Doch die Grünen-Politikerin trollt nun zurück.

Sie hat auf ihrer Facebook-Seite unter dem Menüpunkt „Netiquette“ ein „Hass-Tool“ zur Verfügung gestellt, eine vor Ironie triefende Anleitung, wie man ihr denn einen richtigen Hass-Kommentar hinterlässt. „Sie wollen mir einen Hass-Kommentar schicken? Sich mal so richtig auskotzen? Vielleicht weil ich in einer Talkshow nicht das erzählt habe, was Sie hören wollten? Oder weil Ihnen meine Politik nicht passt? Oder weil Sie meine Frisur nicht mögen? Sie wissen aber noch nicht genau, was Sie schreiben sollen? Oder Sie haben eine ausgeprägte Rechtschreibschwäche? Dann gebe ich Ihnen hier ein paar Hinweise, die Ihnen das Schreiben und mir das Lesen erleichtern“, leitet Künast ihr gut eine DIN-A4-Seite füllendes Tutorial ein. Auch via Twitter lud sie zum Lesen ein.

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Alles in nettem Ton, aber schon im ersten Absatz voller Seitenhiebe. Wie zum Beispiel der Anspielung auf die für Hass-Kommentare beinahe typischen Grammatikfehler, die mittlerweile schon Literaturprojekte beschäftigen. Und in eben diesem Ton fährt Künast fort. Fein gegliedert in fünf Unterpunkte gibt sie „Tipps“ für:

• 1.) die richtige Grußformel („manche bringen den immer wieder neuen Witz und nennen mich Frau Knast“),

• 2.) den richtigen Inhalt („Pfui!!!“, „Unerträglich!!!!!“, „Peinlich!!!!!!“ oder auch reichlich selbstironisch: „Wie war das noch mit Lincoln und Washington?“),

• 3.) den richtigen Stil („Sparen Sie nicht an Ausrufezeichen. Schreiben Sie einzelne Worte, Sätze oder gleich den gesamten Kommentar ruhig in Versalien.“),

• 4.) das soziale Miteinander auf Facebook („Sie werden bestimmt einige Likes bekommen. [...] Sehen Sie das als Bestätigung und liken Sie dafür die Hass-Kommentare der anderen.“) und

• 5.) möglichen Konsequenzen („Sie brauchen die großen Worte nicht zu scheuen. Denn Sie wissen: Ich stelle zwar regelmäßig Strafanzeigen wegen Beleidigung und Volksverhetzung, die Ermittlungsbehörden verfolgen Ihre Taten aber nur vereinzelt und stellen die Verfahren rasch ein.“).

Zuletzt zitiert sie noch ein vermeintliches Entschuldigungsschreiben eines Hetzers, der nach einem seiner Kommentare und folgender Anzeige reumütig zurückrudert. Und man denkt sich: Hätte der Reumütige mal vorher dieses Tool zur Hand gehabt. So hätte er vielleicht anders eingeleitet als mit „hallo frau kühnast“. (ba)