Köln . Mit 1700 Beamten hat sich die Polizei in Köln auf Demonstrationen linker und rechter Gruppen gewappnet. Die Lage eskalierte dann auch.
Eine Demonstration von Pegida-Anhängern in Köln ist nach Angriffen auf die Polizei beendet worden. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Pfefferspray ein, als es nach einem Stopp des Demonstrationszugs zu Handgemengen gekommen war.
Etwa 1700 Menschen demonstrierten in Köln für Pegida und deren Forderungen, zu einer Gegenkundgebung waren nach Angaben der Polizei etwa 1300 gekommen. Bei dem Demonstrationszug der Rechtsextremen wurden auch nach eindringlicher Hinweise der Polizei weiter Böller und Flaschen in Richtung der Beamten und von Journalisten geworfen. Ein Journalist wurde verletzt. Die Demo stand unter dem Motto „Pegida schützt“.
Wasserwerfer gegen Pegida-Demo
Als der Demonstrationszug kurz vor dem Ebertplatz angehalten wurde, protestierte ein Teil der Teilnehmer friedlich mit „Wir sind das Volk“-Rufen und einem Sitzstreik. Andere Teilnehmer suchten die Konfrontation mit der Polizei. Als sich die Lage nicht beruhigte, erklärte die Polizei die Demonstration für beendet. Im Einsatz waren dabei auch Wasserwerfer und Pfefferspray. Etwa die Hälfte der Teilnehmer seien gewaltbereite Hooligans gewesen, so die Polizei. Sie meldete mehrere Festnahmen.
Das im Vorbeifahren aufgenommene Video zeigt beide Demonstrationen und das Großaufgebot der Polizei kurze Zeit vor der Zuspitzung.
Von dem Breslauer Platz war der Pegida-Demonstrationszug aufgebrochen und hatte dorthin wieder zurückkehren müssen. Dann flogen dort Flaschen und Böller, Augenzeugen berichteten von „Ausnahmezustand“. Die Polizei drängte die Rechtsextremen dann in den Bahnhof zur Abreise.
Anlass für die Demonstrationen sind die massiven Übergriffe auf Frauen an Silvester. Bei der Kundgebung von Pegida forderte der rechtspopulistische Autor Michael Mannheimer ein generelles Verbot des Islams. Was in Köln geschehen sei, „ist der Beginn eines Bürgerkriegs“, behauptete er.
Das Bündnis „Köln gegen Rechts“, das unter anderem von der Initiative „Köln stellt sich quer“ und der Gewerkschaft Verdi unterstützt wird, hatte ab 12 Uhr zum Protest gegen den Aufmarsch der fremdenfeindlichen Bewegung aufgerufen, etwas später begann die Kundgebung, zu der islamfeindliche Pegida-Bewegung NRW und die rechtsextreme Partei Pro Köln aufgerufen hatten. Die Polizei fordert immer wieder auf, das Werfen von Böllern sein zu lassen. Es stehe auch ein Abbruch der Demo im Raum, hieß es zwischenzeitlich.
Polizei kontrolliert einzelne Teilnehmer
Etwa 1000 Menschen kamen zur Auftaktkundgebung des linken Bündnisses gegen Rassismus und Sexismus, später berichtete die Polizei von 1300 Teilnehmern. Rednerinnen wandten sich unter anderem dagegen, die Silvester-Übergriffe auf Frauen für „rassistische Hetze“ zu instrumentalisieren. Nach Polizeiangaben trafen sich etwa 1000 Frauen um 12 Uhr vor dem Hauptbahnhof, um gegen Gewalt gegen Frauen zu protestieren. Dazu hatte der „Frauenkalender Köln“ unter dem Motto: „Keine Gewalt gegen Frauen“ aufgerufen.
Die Polizei ist nach eigenen Angaben mit einem Großaufgebot im Einsatz. Die Sorge ist groß, dass es nach den hitzig geführten Diskussionen der vergangenen Tage zu Ausschreitungen kommt. Etwa 1700 Beamte, hauptsächlich aus Hundertschaften, seien im Einsatz, sagte ein Polizeisprecher. „Es ist unsere Aufgabe, die beiden Lager zu trennen.“ Insgesamt herrsche zurzeit „eine sehr hohe Emotionslage“ wegen der Vorfälle an Silvester. Ein Mann wurde frühzeitig in Gewahrsam genommen, weil er einen Nothammer dabei hatte.
Rechte Parteien schließen sich Pegida an
Die Demonstration der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung hatte mit etwas Verspätung um kurz nach 14 Uhr begonnen. Die Organisatoren schätzten die Teilnehmerzahl auf 3000, neutrale Beobachter sprachen von 1000 bis 1500, von der Polizei hatte es zunächst keine Zahlen gegeben, Später sprach sie von 1700 Teilnehmern. Auch die rechtsextremen Parteien Pro Köln, Pro NRW, NPD und Die Rechte hatten zu dem Protest aufgerufen. Der Landesverband der NPD hatte seinen Neujahrsempfang, der für den heutigen Samstag geplant war, abgesagt und die Mitglieder stattdessen aufgerufen, an der Demonstration teilzunehmen. In sozialen Netzwerken hatten auch Anhänger der Hooligan-Anhänger „Hogesa“ (Hooligans gegen Salafisten), dazu aufgerufen, an der „Pegida“-Demonstration teilzunehmen.
Die ursprünglich gewählte Route durch Köln nahmen im Oktober 2014 auch die Hooligans bei der Demo „Hooligans gegen Salafisten“. Damals war es zu heftigen Ausschreitungen gekommen, bei denen unter anderem 50 Polizeibeamte verletzt wurden. (law/sdo/dpa)