Pjöngjang/Seou. In Nordkorea gab es nach eigener Aussage einen Atomtest. Erstmals wurde eine Wasserstoffbombe getestet. Doch das bezweifelt Südkorea.

Nordkorea hat nach eigenen Angaben erstmals eine Wasserstoffbombe getestet. Der Test sei erfolgreich gewesen, sagte eine Sprecherin im staatlichen Fernsehen. Es habe sich um eine „strategische Entscheidung“ unter Leitung des Staatsführers Kim Jong Un gehandelt. Zuvor hatten mehrere Bebenwarten eine Erschütterung in Nordkorea registriert.

Das Militär und der Geheimdienst in Südkorea zweifeln stark an den Angaben Nordkoreas über den erstmaligen Test einer Wasserstoffbombe. Militärexperten halten es für unwahrscheinlich, dass Nordkorea eine voll entwickelte Wasserstoffbombe (H-Bombe) gezündet habe, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul am Mittwoch mitteilte. Die Stärke der Explosion in Nordkorea sei dafür zu schwach gewesen.

Explosion kleiner als beim Test einer Atombombe

Südkoreanische Militärs sprachen zwar von einem Atomtest. Doch sei die Explosion im Nordosten von Nordkorea wohl kleiner gewesen als beim Test einer herkömmlichen Atombombe vor drei Jahren, zitierte der Fernsehsender Arirang einen Vertreter der Streitkräfte. Die Explosionskraft einer Wasserstoffbombe sei um das Hundert- oder Tausendfache größer.

Beim jüngsten Atomtest in Nordkorea sei vermutlich eine Sprengkraft von sechs Kilotonnen erreicht worden, zitierte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap ebenfalls einen Militärvertreter. Die Sprengkraft von bisher getesteten Wasserstoffbomben habe dagegen 20 bis 50 Megatonnen erreicht.

Zwischen dem kommunistischen Norden und dem demokratischen Süden herrscht seit Jahrzehnten formell noch Kriegzustand. Ende November hatten beide Länder erklärt, einen neuen Anlauf zur Entspannung nehmen zu wollen.

Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats

Nach dem nordkoreanischen Atomwaffentest hat der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) für Mittwoch eine Dringlichkeitssitzung einberufen. Die Mitglieder des Gremiums wollen zusammentreten, um über das weitere Vorgehen zu beraten, sagte eine Sprecherin. „Auch wenn wir zur Zeit noch nicht bestätigen können, dass ein Test durchgeführt wurde, verurteilen wir jegliche Verletzung der UN-Resolutionen und rufen Nordkorea erneut auf, sich an internationale Vereinbarungen zu halten.“

Auch Japan verurteilte den nordkoreanischen Atomversuch mit einer Wasserstoffbombe scharf. „Das ist eine ernste Bedrohung für die Sicherheit unseres Landes“, sagte der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe am Mittwoch in Tokio. Der Atomtest sei absolut nicht hinnehmbar. Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo zitierte einen Regierungsbeamten, wonach Japan weitere Sanktionen gegen das Nachbarregime verhängen könnte.

Bundesregierung bestellt nordkoreanischen Botschafter ein

Auch die Bundesregierung reagierte. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) bestellte den nordkoreanischen Botschafter ins Auswärtige Amt in Berlin ein. Der Minister verurteilte den mutmaßlichen Test der Wasserstoffbombe „auf das allerschärfste“. „Nordkorea stellt sich gegen die Grundsätze der Völkergemeinschaft und gefährdet die regionale und internationale Sicherheit“, sagte er.

Ob das weitgehend isolierte Land tatsächliche eine Wasserstoffbombe getestet hat, ist nach Einschätzung des Bundesaußenministeriums unklar. Dazu müssten noch Auswertungen von Messstationen abgewartet werden, sagte ein Sprecher.

Nordkorea soll nach Einschätzung internationaler Experten über bis zu zehn atomare Sprengköpfe verfügen. Zwischen 2006 und 2013 hatte das Land trotz internationaler Warnungen drei Atomtests unternommen. (jha/rtr/dpa)