Washington. Bei der Debatte der Präsidentschaftskandidaten der US-Republikaner ließ Jeb Bush Donald Trump als vollständig ungeeignet erscheinen.

Auf wen man im republikanischen Schönheitswettbewerb um die Präsidentschafts-Kandidatur 2016 nicht mehr achten muss, war nach der TV-Debatte in der künstlichen Barock-Welt des „Venetian“-Hotels von Las Vegas für viele US-Kommentatoren schnell klar. Mit John Kasich (Gouverneur von Ohio), Rand Paul (Senator aus Kentucky) und Carly Fiorina (Ex-Managerin) haben sich die in Umfragen im Keller dümpelnden Kandidaten mit „gereizter Besserwisserei“ sechs Wochen vor der ersten Vorwahl im Bundesstaat Iowa wohl dauerhaft ins Aus manövriert.

Auch der zwischenzeitlich hoch gehandelte pensionierte Neuro-Chirurg Ben Carson hat bei dem komplett vom Themenkomplex Terror-Angst/Nationale Sicherheit absorbierten Schlagabtausch keine „vertrauenserweckende Figur“ gemacht und wird weiter absacken. Bleiben fünf Alternativen.

Jeb Bush legt Schwachstellen bei Donald Trump frei

Dass Umfragen-Liebling Donald Trump den stattlichen Kreis seiner Anhänger nicht über das radikale Biotop der Washington-Hasser ausdehnen konnte, dürfte Jeb Bush zu verdanken sein. Als einziger in der Runde legte der abgeschlagen im Drei-Prozent-Bereich liegende Ex-Gouverneur von Florida ausdauernd die Schwachstellen des Bau-Unternehmers frei. Trump will im Kampf gegen radikale Islamisten neuerdings auch das Internet „teilweise schließen“ und die Familien von mutmaßlichen Terroristen töten lassen. Nachfragen nach der Umsetzbarkeit der verfassungswidrigen Vorschläge wetterte der 69-Jährige mit dem Rat ab: „Wir müssen einfach härter sein.“

Bush nannte Trump auch darum einen „Chaos-Kandidaten“, der mit seinen „unseriösen“ Vorschlägen in muslimischen Ländern verbrannte Erde hinterlasse, die Amerika in der Koalition gegen das Terror-Netzwerk „Islamischer Staat“ benötige. Als Trump wie ein trotziges Kind die Augen verdrehte und auskeilte, sagte Bush den Schlüsselsatz des Abends, der bei moderaten Konservativen nachhallen dürfte: „Donald, du wirst es nicht schaffen, dir durch Beleidigungen den Weg ins Weiße Haus zu bahnen.“

Kandidaten Rubio und Cruz bereiten sich auf Trumps Sturz vor

Bush wird von seinem bisher stärksten Fernsehauftritt nicht nennenswert profitieren. „Aber er hat gezeigt, dass die Meldungen über den politischen Tod seiner Kandidatur verfrüht sind“, hieß es beim Sender MSNBC. Ähnlich ist die Lage für New Jerseys Gouverneur Chris Christie. Der ehemalige Staatsanwalt empfahl sich in Sachen Terror-Bekämpfung mit klarer Sprache in einer Runde von Theoretikern als „Macher, der weiß wie’s geht“.

Nutznießer des Umstands, dass Trump inhaltlich stagniert, sind zwei Senatoren mit exil-kubanischen Wurzeln. Marco Rubio aus Florida und Ted Cruz aus Texas, beide 44 und in den Umfragen an zweiter und dritter Stelle, bereiten sich zielstrebig auf den Tag vor, an dem Trump stürzt und seine Anhänger eine neue Heimat suchen. Auffällig dabei: Während der schlagfertige und sattelfeste Rubio um Distanz zu Trump bemüht war, ließ sich Cruz, rhetorisch der versierteste Kandidat, bis zur Schulterklopferei vereinnahmen. In Las Vegas wirkte der stets auf beinhart machende Texaner wie ein Caddie, der auf einem der vielen Golfplätze Trumps dem Boss die Tasche mit den Schlägern nachträgt. „Zu servil“, bilanzierte der konservative Haussender Fox News.