Straßburg. Der Menschenrechtspreis des EU-Parlaments geht in diesem Jahr an Raif Badawi. Der saudische Blogger sitzt seit Monaten in Haft.

Das EU-Parlament hat den saudischen Blogger Raif Badawi mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit geehrt. „Badawi ist zu einer Symbolfigur und zu einer Inspiration für diejenigen geworden, die für die Grundrechte in der ganzen Welt kämpfen“, sagte der Präsident des Parlaments, Martin Schulz (SPD).

Badawi selbst konnte den Preis allerdings nicht in Empfang nehmen. Der Menschenrechtsaktivist sitzt wegen kritischer Äußerungen über den Islam in seiner Heimat in Haft. Statt des 31-Jährige n nahm seine Ehefrau Ensaf Haidar die Ehrung entgegen.

Ehefrau kritisiert saudisches Regime

2014 wurde der Badawi zu zehn Jahren Haft, 1.000 Peitschenhieben und einer hohen Geldstrafe verurteilt. Bisher wurden davon 50 Schläge vollstreckt. Seit vergangener Woche befindet sich Badawi nach Angaben seiner Ehefrau im Hungerstreik. Sie lebt nach Morddrohungen mit den drei gemeinsamen Kindern im Exil in Kanada.

„Raif ist kein Verbrecher“, sagte Haidar in ihrer Rede vor dem Europäischen Parlament: „Er träumt von einer besseren Welt, in der die Andersdenkenden akzeptiert werden.“ In Saudi-Arabien werde das Denken von muslimischen Geistlichen beeinflusst, die in einem anderen Jahrhundert lebten und ein ungerechtes, tyrannisches Regime führten: „Raif Badawis Verbrechen besteht darin, dass er seine freie Meinung vertritt, und das in einem Land, welches nur eine einzige Meinung akzeptiert.“

Schulz fordert Freilassung Badawis

Der Menschenrechtspreis des Europäischen Parlaments ist mit 50.000 Euro dotiert und nach dem russischen Dissidenten und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow (1921-1989) benannt. Die Auszeichnung wird seit 1988 jährlich an Personen vergeben, die sich weltweit in besonderer Weise für Menschenrechte eingesetzt haben. Im vergangenen Jahr wurde der kongolesische Arzt Denis Mukwege ausgezeichnet, der sich um misshandelte Frauen kümmert.

Parlamentspräsident Schulz forderte erneut die Begnadigung und die sofortige Freilassung Badawis. Die EU sei zum Dialog mit Saudi-Arabien berei, sagte er. Kein Waffengeschäft und kein Ölhandel dürften Europa davon abhalten, für Menschenrechte zu kämpfen. (dpa)