Berlin. SPD-Chef Sigmar Gabriel will Kanzler werden. Seine Partei müsse wieder regieren, nicht nur mitregieren, sagte er beim SPD-Parteitag.

Die SPD kann nach Auffassung ihres Vorsitzenden Sigmar Gabriel trotz aktuell schwacher Umfragen bei der Bundestagswahl 2017 das Kanzleramt erobern. Die Mehrheiten im Land seien in Bewegung. „Wir wollen Deutschland wieder regieren und nicht nur mitregieren. Natürlich vom Kanzleramt aus. Wo denn sonst?“, sagte Gabriel am Freitag beim Parteitag in Berlin.

Die SPD rief Gabriel auf, jeden Tag für ihre Überzeugungen zu kämpfen: „Lasst euch nicht kirre machen wegen der Umfragen.“ Mit Geschlossenheit und Selbstbewusstsein könne die SPD aus dem Tal herauskommen. „Das schaffen wir! Gemeinsam!“, rief Gabriel den etwa 600 Delegierten vor seiner Wiederwahl zu.

„Wie lange musst du noch zu Angela Merkel fahren?“

Gabriel erzählte, seine dreijährige Tochter habe ihn gefragt: „Wie lange musst du denn immer noch zu Angela Merkel fahren?“ Er habe dem Mädchen geantwortet: „Keine Angst, nur noch bis 2017.“

Vor einer möglichen Ausweitung des Bundeswehreinsatzes gegen die Terrormiliz IS will Gabriel die Parteimitglieder abstimmen lassen. Wenn sich Deutschland direkt an Kampfhandlungen in Syrien und der Region beteiligen oder gar Bodentruppen schicken solle, werde er die Mitglieder über die Haltung der SPD entscheiden lassen, kündigte Gabriel in Berlin an. Das verspreche er.

Der Bundestag hatte die heikle Bundeswehr-Mission vor einer Woche beschlossen. Die Bundeswehr soll die Kampfjets der Anti-IS-Koalition in Syrien und im Irak mit Aufklärungsflügen unterstützen, selbst aber keine Bomben abwerfen. Am Donnerstag hatten sich die ersten Bundeswehr-Flugzeuge von Deutschland aus auf den Weg in den Einsatz gemacht.

Sigmar Gabriel gegen „Hurra-Patriotismus“

Bei der Bundestagsabstimmung über die Mission hatten zahlreiche Sozialdemokraten mit Nein gestimmt oder sich enthalten. Gabriel sagte, er könne die Zweifler verstehen. Es sei gut, „dass es bei uns bei Fragen von Krieg keinen Hurra-Patriotismus gibt, sondern Nachdenklichkeit und Besonnenheit“.

Er räumte ein: „Wir wissen heute nicht, welche Anforderungen noch auf uns zukommen können.“ Darüber heute zu reden, hieße spekulieren. Die Mitglieder sollten aber Mitsprache haben bei einer möglichen Veränderung des Bundeswehrmandats. (dpa)