Berlin. Dem Vatikan droht ein riesiger Finanzskandal. Angeblich steht der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller im Zentrum der Affäre.

Wie die „Bild-Zeitung“ am Mittwoch berichtet, sollen die Finanzermittler der vatikanischen Generalbuchführung bei einer Hausdurchsuchung in den Diensträumen von Kardinal Gerhard Ludwig Müller auf Anzeichen für finanzielle Unregelmäßigkeiten gestoßen sein. Der Deutsche ist als Chef der Glaubenskongregation einer der wichtigsten Männer im Vatikan. Nun steht laut dem Bericht einer seiner Mitarbeiter unter schwerem Verdacht. Aus dem Vatikan gab es Mittwochmittag keine Reaktion zu dem Bericht.

Wie es in dem Bericht weiter heißt, hatte sich Müller zunächst geweigert, von den Finanzkontrolleuren angeforderte Unterlagen auszuhändigen. Darauf sei die Vatikan-Behörde mit mehreren Fahndern zur Hausdurchsuchung in den Diensträumen des Kardinals angerückt.

20.000 Euro hinter einer Dose Wiener Würstchen

Bei der Suche nach Bankunterlagen und Kontoauszügen hätten die Generalbuchprüfer dann einen überraschenden Fund gemacht: Im Schreibtisch von Kardinal Müllers Verwaltungsleiter Mauro Ugolini, so „Bild“, hätten sie rund 20.000 Euro Bargeld entdeckt – versteckt hinter einer alten Dose Wiener Würstchen. Die Ermittler hätten das Geld konfisziert, Ugolini sei vorübergehend von seinem Posten suspendiert worden.

Das Geld soll aus Gebühren stammen, die der Vatikan aus seinen Bistümern weltweit beziehe – für die Untersuchung von Fällen sexuellen Missbrauchs. Nun stehe der Verdacht im Raum, Teile des Geldes seien für private und dienstliche Anschaffungen des Kardinals verwendet worden.

Gerhard Ludwig Müller (67) ist seit mehr als drei Jahren als Leiter der Glaubenskongregation der Chefdogmatiker des Vatikans und damit einer der einflussreichsten Männer der Weltkirche. Er gilt als einer der Anführer der erzkonservativen Fraktion in der Katholischen Kirche. Reformen lehnt er weitgehend ab. (W.B.)