Paris. Bei der UN-Klimakonferenz in Paris werden Zögerer und Blockierer als „Fossil des Tages“ geehrt. Jetzt erwischte es UN-Organisationen.

Es ist der Moment, den manche Teilnehmer bei den Klimaverhandlungen fürchten: Geht der Preis als „Fossil des Tages“ an ihre Adresse? Das Klima Aktionsnetzwerk (CAN), Bündnis von Klimaschutzorganisationen, stellt täglich Nationen und Organisationen an den Pranger, die die Verhandlungen für einen Klimaschutz verschleppen oder torpedieren.

Der Negativpreis wird seit 1999 bei Klimaverhandlungen vergeben, die Verleihung wird immer mehr zum Happening – und zum Druckmittel. Am Mittwoch richteten sich die Zeigefinger auch auf die Vereinten Nationen. Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO ) und die Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO) bekamen den Anti-Preis gemeinsam, beide Sonderorganisationen der UN. Zur Preisverleihung wurde es spaßig – auch ein Seemannslied wurde angestimmt:

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Für die gute Laune verantwortlich ist der australische Comedian Dan Ilic, der beim Digitalkanal von Al Jazeera die Satire-Inhalte verantwortet. Hunderte Aktivisten diskutieren und wählen das „Fossil des Tages“ in einem demokratischen Prozess. „Das nehmen alle sehr ernst. Mein Job ist es, dass alle daran auch Spaß haben.“

Belgien und Neuseeland auch Preisträger

Die UN-Organisationen haben den Preis bekommen, weil sie sich nach Ansicht von Klimaaktivisten zu sehr als kurzsichtige Lobby der Industrie verstehen. In einer Stellungnahme kurz vor der Klimakonferenz hatten sie aus Sicht der Klimaschützer die Auswirkungen der Emissionen durch Flugzeuge und Schiffe klein geredet und bei Fortschritten übertrieben. Dabei hätten sie Aussagen getroffen, die Fakten widersprechen, so Kritiker. Die Regierung der Marschall-Inseln, denen mit steigendem Meeresspiegel der Untergang bevorsteht, hatte den Chef der Schifffahrtsorganisation im Oktober heftig kritisiert. Er sei mit seinen Aussagen nicht nur eine Gefahr für den Planeten, sondern auch für die wirtschaftliche Zukunft der Schifffahrtsindustrie.

Als Neuseeland und Belgien am ersten Tag den Preis bekamen, wurde darüber in beiden Ländern breit in den Medien berichtet und die Gegner der zögerlichen Politik freuten sich über die Munition. Am Mittwoch hatte die Türkei Glück, nur Zweitplatzierter hinter den UN-Organisationen zu sein. In diesem Jahr ist der Preis mit einem Mini-Dinosaurier verbunden, in der Vergangenheit gab es auch schon Kohlenbriketts aus Deutschland.

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Das Netzwerk rüffelt aber nicht nur: Als am Dienstag alle auf die Verkündung des „Fossil of the day“ warteten, gab es einen „Ray of the Day“, ein Sonderlob. Der ging an das Climate Vulnerable Forum, einen Zusammenschluss der vom Klimawandel am meisten betroffenen Länder. Sie hatten die ambitioniertesten Vorschläge zum Klimaschutz gemacht und sich damit den Respekt der Klimaschützer verdient.