Berlin. Die deutsche Luftwaffe zieht in den Kampf gegen der Terror, doch ihr Material lässt zu wünschen übrig – auch die „Tornado“-Kampfjets.

Die Bundeswehr will „Tornado“-Flugzeuge in den Luftkrieg gegen die Terrororganisation Islamischer Staat schicken, aber nicht einmal jeder zweite Jet ist einsatzbereit. Nach einem Bericht des Verteidigungsministeriums zum Zustand der Hauptwaffensysteme sind bei der Luftwaffe von 93 angeschafften „Tornados“ 66 in Betrieb und davon wiederum nur 29 einsatzbereit. Das sind noch weniger als bei der entsprechenden Untersuchung vor einem Jahr; damals waren noch 38 Jets für einen Einsatz verfügbar.

Der Bericht steht an diesem Mittwoch auf der Tagesordnung des Bundestags-Verteidigungsausschusses – ausgerechnet kurz vor der ersten Plenardebatte über den Einsatz von bis zu sechs Aufklärungs-„Tornados“ im Kampf gegen den IS. Die mangelnde Einsatzbereitschaft wird in dem 81-seitigen Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, unter anderem auf die „mangelnde Verfügbarkeit verschiedener Ersatzteile“ zurückgeführt.

„Tornados“ sind bei der Bundeswehr Auslaufmodelle

Die „Tornados“ sind zwischen 23 und 34 Jahre alt und gelten als Auslaufmodelle. Aber auch beim Nachfolger „Eurofighter“ hat sich die Einsatzbereitschaft im Vergleich zum letzten Bericht nicht verbessert, sondern von 57 auf 55 Prozent verschlechtert. Von den besonders anfälligen „Transall“-Transportflugzeugen sind 57 Prozent einsatzbereit. Angestrebt wird eine Einsatzbereitschaft von mindestens 70 Prozent.

Im vergangenen Jahr hatte die Bestandsaufnahme zu einer großen Debatte über den Zustand der Bundeswehr-Ausrüstung geführt. „Die Lage der fliegenden Systeme bleibt unbefriedigend“, urteilt Generalinspekteur Volker Wieker in dem aktuellen Bericht. 117 Maßnahmen seien ergriffen worden, und 5,6 Milliarden Euro sind für einen Zeitraum von zehn Jahren dafür veranschlagt.

Verteidigungsministerin: Genügend „Tornados“ für Anti-IS-Kampf bereit

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sieht trotz der Mängel keine Probleme für den geplanten Einsatz gegen den IS. 30 „Tornados“ seien einsatzbereit, und wir brauchen davon sechs“, sagte die Ministerin am Mittwoch im ARD-„Morgenmagazin“. „Das heißt, wir haben einen breiten Spielraum, der vorhanden ist.“

„Es wird ein langer Einsatz, und es wird ein schwerer und gefährlicher Einsatz. Darüber sollten wir uns keiner Illusion hingeben“, sagte die Ministerin. Die exakte Länge hänge vom politischen Prozess ab, in den der militärische Einsatz eingebettet sei.

Auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Oppermann rechnet mit einem langen Kampf. „Ich glaube, dass wir uns auf viele Jahre einstellen müssen“, sagte Oppermann im Deutschlandfunk. Den IS-Terror werde man nicht allein mit Luftangriffen erfolgreich bekämpfen können, dazu brauche man eine Gesamtstrategie.

„Tornados“ sollen kommende Woche in der Türkei stationiert werden

Nur einen Tag nach der Kabinettsentscheidung berät der Bundestag am Mittwochnachmittag erstmals über den Einsatz von bis zu 1200 Soldaten zur Unterstützung der Luftangriffe gegen den IS. Neben den „Tornados“ sollen ein Tankflugzeug und eine Fregatte zum Einsatz kommen. Bereits am Freitag will das Parlament entscheiden, die Zustimmung mit den Stimmen der Koalition gilt als sicher. Die Bundesregierung will dann schon in der nächsten Woche mit der Stationierung von „Tornados“ im türkischen Incirlik beginnen. (dpa)