Washington. Amerikanische Sondereinsatzkommandos sollen im Irak gezielt IS-Einheiten ausschalten. Doch die irakische Regierung legt sich quer.

Neue Töne aus dem Pentagon im Kampf gegen das Terrornetzwerk Islamischer Staat (IS): Wie US-Verteidigungsminister Ashton Carter am Dienstag vor einem Kongress-Ausschuss angekündigte, wird Amerika seine militärische Zurückhaltung am Boden im Irak noch ein Stück weiter aufgeben.

Carter will eine Spezial-Einsatztruppe in den Irak schicken, „die gezielt militärische Schläge ausführen, IS-Führer ausschalten, Geiseln befreien und geheimdienstliche Erkenntnisse sammeln soll“ – und zwar auf eigene Faust. Bisher begleiteten rund 50 entsandte US-Spezialkräfte lediglich irakische Armee-Einheiten. Carter nannte im Streitkräfteausschuss keine Zahlen. Derzeit stehen 3400 US-Soldaten im Irak.

Lufteinsätze gegen die IS-Milizen reichen nicht

Die Äußerungen des Außenministers stellen aus Sicht von Militärbeobachtern keinen grundsätzlichen Strategiewechsel dar, aber doch eine „deutliche Präzisierung“, wie Ex-General James Jones dem Sender CNN sagte. Die Entscheidung, zusätzliche Elite-Soldaten in den Irak zu schicken, sei indirekt mit dem Eingeständnis verbunden, dass der bisher vor allem auf Luftangriffe gestützte Einsatz gegen das im Irak und in Syrien aktive Terror-Netzwerk Islamischer Staat nicht funktioniert hat. Jones äußere die Hoffnung, dass „mehrere Hundert Soldaten“ geschickt werden.

Allerdings: Die Antwort aus Bagdad kam prompt. Die irakische Regierung lehnt den Einsatz von Spezialeinheiten in ihrem Land ab. „Wir brauchen keine ausländischen Kampftruppen auf irakischem Boden“, erklärte Ministerpräsident Haider al-Abadi am Dienstag. In einer zweiten Mitteilung ergänzte er später, jeder Militäreinsatz und jede Stationierung von ausländischen Truppen im Irak – „ob Spezialkräfte oder sonstige“ – benötigten die Zustimmung seiner Regierung und müssten mit ihr abgesprochen werden.

Unklar blieb damit zunächst, inwieweit die US-Regierung die Pläne mit Al-Abadi abgestimmt hatte. Zuvor hatten bereits mächtige irakische Schiiten-Gruppen erklärt, sie würden die US-Truppen angreifen.