Paris. Präsident Erdoğan hat nach dem Bomber-Abschuss die Vorwürfe Wladimir Putins zurückgewiesen, die Türkei kaufe Öl von der Terrormiliz IS.

Der russische Präsident Wladimir Putin wirft der Türkei bewusste Schützenhilfe für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) vor. Mit dem Abschuss eines russischen Bombers habe Ankara den Ölhandel des IS sichern wollen, sagte Putin nach einem Bericht der französischen Nachrichtenagentur AFP am Rande der Klimakonferenz im Pariser Vorort Le Bourget.

„Wir haben allen Grund zu glauben, dass die Entscheidung zum Abschuss unseres Flugzeug von dem Willen bestimmt war, die Öl-Lieferrouten zum türkischen Territorium zu sichern“, sagte Putin demnach. Öl aus IS-Gebieten komme „auf industrielle Weise“ Richtung Türkei, sagte er.

Erdoğan weist Putin-Vorwürfe zurück: Kein Öl vom IS

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat die Vorwürfe Moskaus zurückgewiesen. Die Türkei beziehe Öl und Gas lediglich aus legalen Quellen wie beispielsweise Russland, sagte Erdoğan am Montagabend nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu am Rand der internationalen Klimakonferenz in Paris. Erdoğan forderte Putin auf, Beweise für seine Behauptung vorzulegen. Sollte es solche Beweise geben, werde er von seinem Amt zurücktreten.

Die Luftwaffe des Nato-Landes Türkei hatte den russischen Su-24-Bomber am Dienstag an der türkisch-syrischen Grenze mit der Begründung abgeschossen, er habe türkisches Staatsgebiet überflogen. Moskau bestreitet das. Seither sind die Beziehungen zwischen den Ländern angespannt. Als Vergeltungsmaßnahme erließ Putin am Wochenende Wirtschaftssanktionen gegen die Türkei.

Nato berät laut Bericht über stärkere Unterstützung für Türkei

Erdoğan hatte zwar sein Bedauern über den Vorfall geäußert, die von Putin geforderte Entschuldigung für den Abschuss verweigert Ankara aber. Putin lehnt im Gegenzug ein von Erdoğan erbetenes klärendes Gespräch ab.

Am Dienstag wollen die Außenminister der Nato-Staaten in Brüssel unter anderem über die schwierigen Beziehungen zu Russland beraten. Nach „Welt“-Informationen will die Nato ihr Bündnismitglied Türkei wegen der instabilen Lage im Nachbarland Syrien stärker unterstützen. Neben mit Radar ausgestatteten Awacs-Flugzeugen werde konkret auch über eine Bereitstellung von Abfangjägern und eine erneute Verstärkung der Flugabwehrraketensysteme beraten, um feindliche Flugzeuge oder Raketen frühzeitig ausschalten zu können, hieß es demnach in hohen Nato-Kreisen.

USA: Russischer Bomber verletzte türkischen Luftraum

Die USA bekräftigten vorliegende Erkenntnisse, wonach die russische Maschine vor ihrem Abschuss türkischen Luftraum verletzt hatte. „Wir wissen auch, dass die Türken den russischen Piloten mehrfach vor dieser Verletzung gewarnt, aber keine Antwort bekommen haben“, sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Elizabeth Trudeau.

„Wir unterstützen das Recht der Türkei, ihren Luftraum zu schützen“, sagte Trudeau und fügte hinzu: „Wie der Präsident der USA bereits gesagt hat: Es ist sehr wichtig, dass die Russen und die Türken nun miteinander reden und alles unternehmen, um die Situation zu deeskalieren.“

Putin und Obama berieten am Rande der UN-Klimakonferenz über den Syrien-Konflikt. Beide Präsidenten sprachen sich für den „schnellstmöglichen Beginn einer politischen Regelung“ in Syrien aus, sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow. Obama habe auch sein Bedauern über den Abschuss des Bombers geäußert.

Um die Situation nach dem Abschuss und die Lage in Syrien ging es nach Angaben eines deutschen Regierungssprechers auch bei einem Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Erdoğan am Rande des Gipfels. (dpa)