Le Bourget/Frankfurt/Main. Klimaaktivisten haben am Samstag einen Zug mit Umweltministerin Barbara Hendricks auf der Fahrt zum Klimagipfel nach Paris gestoppt.

Eine Gruppe radikaler Klimaaktivisten hat einen Sonderzug der Bahn mit Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) an Bord auf dem Weg zum Klimagipfel in Paris gestoppt. Während eines planmäßigen Aufenthalts im Frankfurter Hauptbahnhof ließen sich am Samstag drei Aktivisten kurz vor der Weiterfahrt um 13.52 Uhr mit Seilen auf das Dach des ICE herab. Polizisten und Bahn-Mitarbeiter, die auf dem Bahnsteig an Gleis 1 standen, riefen ihnen zu: „Passt auf die Leitungen auf, da ist Strom drauf!“

Drei weitere Aktivisten ketteten sich vor dem Zug an den Gleisen fest, wie Bundespolizei-Sprecher Ralf Stroeher sagte. Ein Aktivist rief vom Dach des Zuges, die Teilnehmer des Klimagipfels seien „nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems“.

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Etwa eine Stunde nach Beginn der Aktion kletterten Polizisten auf den Zug, um die Aktivisten vom Dach herunter zu holen. Die Feuerwehr baute neben dem Zug ein Sprungkissen auf. Der Zutritt zum Bahnsteig wurde Bahn-Kunden durch rot-weiße Absperrbänder verwehrt. An Gleis Zwei wurde der Zugverkehr vorübergehend eingestellt, ein Zug in Richtung Riedstadt-Goddelau (Kreis Groß-Gerau) fuhr stattdessen von Gleis 22 ab. Gegen 15.15 Uhr holte die Polizei den letzten Aktivisten vom Dach des ICE herunter.

„Wir wollen im Kern darauf aufmerksam machen, dass Klima- und Umweltschutz nicht in Parlamenten und auf Konferenzen gemacht wird“, sagte Ann-Marie Hiersch im Auftrag der Aktivisten. In einer schriftlichen Erklärung bezeichneten sie den Umweltgipfel als „Spektakel“.

Gegen 16.00 Uhr seien auch die drei vor dem Zug festgeketteten Aktivisten befreit worden, berichtete Bundespolizist Stroeher. Der Zug sollte seine Fahrt kurz darauf fortsetzen. Der Klima-Sonderzug sollte ursprünglich am frühen Samstagabend in Paris eintreffen. Die sechs Aktivisten, fünf Frauen und ein Mann, wurden vorläufig festgenommen. Wie sie unter das Vordach des Hauptbahnhofs gelangt waren, war zunächst unklar. „Das war lebensgefährlich, durch die Leitungen laufen 1500 Volt“, sagte der Sprecher der Bundespolizei.

UN-Klimakonferenz beginnt am Montag

Derweil hat Frankreichs Außenminister Laurent Fabius am Samstag das Gelände für die Weltklimakonferenz an die Vereinten Nationen übergeben. UN-Klimachefin Christiana Figueres nahm in Le Bourget bei Paris symbolisch den Schlüssel für das Konferenzzentrum entgegen. Die knapp zweiwöchige UN-Klimakonferenz beginnt an diesem Montag. Delegierte aus 195 Ländern sollen in zwei Plenarsälen über ein Abkommen zum Klimaschutz verhandeln. Ziel ist ein verbindlicher Vertrag, um den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase zu drosseln und die Erderwärmung einzudämmen. Zum Auftakt werden rund 150 Staats- und Regierungschefs erwartet, darunter US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Die Bundeskanzlerin setzt beim Weltklimagipfel vor allem auf die verbindliche Vereinbarung von Folgeprozessen. Wenn man das erreiche, sei zumindest ein Pfad eingeschlagen, der „noch glaubwürdig vervollständigt werden“ müsse, aber ein Anfang wäre gemacht, sagte sie in ihrem Internet-Podcast.

Merkel verwies darauf, dass viele Staaten im Vorfeld des Gipfels eigene Reduktionsziele bei den CO2-Emissionen vorgeschlagen hätten. Zudem habe China mit dem Jahr 2030 jetzt zum ersten Mal einen Reduktionszeitpunkt genannt. Damit sei ein neuer Zeitabschnitt eingeläutet. Die Industrieländer hätten die Aufgabe, Technologien zu entwickeln, von denen dann auch Schwellen- und Entwicklungsländer Gebrauch machen könnten. (jei/dpa)