Berlin. Die OECD lobt Deutschland im neuen Bildungsbericht für die frühkindliche Bildung. Spezielle Angebote für Flüchtlinge fehlten aber.

Deutschland muss nach Ansicht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) sein Bildungssystem auf den Zustrom Hunderttausender Flüchtlinge einstellen. Zwar seien mit dem deutschen System der Berufsausbildung gute Voraussetzungen gegeben, die Migranten im Arbeitsmarkt zu integrieren, sagte der stellvertretende OECD-Generalsekretär Stefan Kapferer am Dienstag bei der Vorstellung des OECD-Bildungsberichtes 2015. „Allerdings kommt es jetzt darauf an, etwa durch spezielle Angebote für Flüchtlinge, diese Basis noch weiter zu stärken und auf deren Bedürfnisse anzupassen.“

Gute Noten stellen die OECD-Bildungsexperten Deutschland bei den Bildungsangeboten für Kleinkinder aus. Demnach nahmen 2013 92 Prozent der 3-Jährigen an Programmen der frühkindlichen Bildung teil, 2005 waren es noch 80 Prozent. Auch bei den 2-Jährigen lag Deutschland 2013 mit einer Betreuungsquote von 59 Prozent deutlich über dem OECD-Durchschnitt von 39 Prozent.

Deutschland hinkt bei den Bildungsausgaben hinterher

Allerdings bleibe Deutschland bei den Bildungsausgaben weiter unter dem OECD-Durchschnitt von 5,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. In Deutschland lagen demnach die privaten und öffentlichen Ausgaben für Bildungseinrichtungen 2012 bei 4,4 Prozent des BIP.

Kapferer bekräftigte, dem Arbeitsmarkt drohten Probleme durch die Alterung der Gesellschaft. Eine vergleichsweise große Zahl an Hochqualifizierten werde in den kommenden Jahren aus dem Erwerbsleben ausscheiden. „Die entstehende Fachkräftelücke kann nur geschlossen werden, wenn sich der Anteil gutausgebildeter Jugendlicher an den zahlenmäßig schwächeren, nachrückenden Jahrgängen weiter erhöht“, sagte Kapferer.

Die Job-Chancen junger Menschen sind in Deutschland mit seinem dualen Bildungssystem jedoch viel besser als in den anderen großen Industrienationen. Laut Vergleichsdaten für 2014 lag die Quote der 20- bis 24-Jährigen, die nach ihrer Schulzeit weder in Arbeit noch in Aus- oder Weiterbildung waren, hierzulande bei 10,1 Prozent – im Durchschnitt von 33 OECD-Staaten dagegen bei 17,9 Prozent.

In Großbritannien (17 Prozent), den USA (17,5), Frankreich (18,3), Spanien (29,0) und Italien (34,8) war die Quote der jungen Leute zwischen 20 und 24 Jahren ohne Integration ins Erwerbsleben deutlich schlechter als in Deutschland. Bessere Werte verzeichneten nur Luxemburg (9,0), Island (9,4) und Norwegen (10,0), etwas schwächer schnitten die Niederlande, Österreich, Tschechien, Dänemark, Schweden und die Schweiz ab. Ähnlich sah es im Gesamtüberblick von Männern und Frauen zwischen 15 und 29 Jahren aus: Erwerbslosigkeit in Deutschland bei 9,2 Prozent, OECD-weit bei 15,5 Prozent.

Gute Voraussetzung für Integration von Migranten

Laut Jahresbericht trugen „die gute Konjunktur, aber auch die leistungsfähige berufliche Bildung“ dazu bei, jungen Menschen in der Bundesrepublik den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern. Mit dem dualen System – der Kombination von betrieblicher Lehre und Berufsschule – habe Deutschland „gute Voraussetzungen“, auch die Arbeitsmarktintegration von Migranten zu stemmen, sagte der stellvertretende OECD-Generalsekretär Stefan Kapferer.

Die Beschäftigungsquoten in Deutschland waren bei allen Bildungsabschluss-Niveaus über dem OECD-Schnitt, hieß es weiter. Der Anteil der Erwerbstätigen unter den Hochqualifizierten – etwa mit Studienabschluss – liege bei herausragenden 88 Prozent. Ein höherer Bildungsabschluss versetze demnach eher in die Lage, sich wandelnden Anforderungen des Arbeitsmarktes anzupassen, so das OECD-Fazit. Dem Bericht zufolge geht es bei der höheren Bildung in der Tat aufwärts: Rund 53 Prozent eines Jahrgangs in Deutschland – ohne ausländische Studenten – beginnen ein Studium oder einen anderen sogenannten tertiären Bildungsgang wie Meister oder Techniker. (dpa/rtr/ls)